Adiö

Es schlug zwölf. 

Mitternacht. 

Die letzte Mitternacht dieses Jahres. 

Der letzte Vollmond dieses Jahres ging vorüber.

Die Stunden dieses Jahres sind gezählt.

Ein letztes Schlafen und Aufwachen in diesem Jahr.

Was für ein Jahr!

Zielstrebend auf das kommende Jahr zu.

Aufnimmerwiedersehn!

Fondue & Cembalo

Was Fondue und Cembalo gemeinsam haben? Eigentlich gar nichts, aber es war sauglatt.

Eine WhatsApp-Nachricht heute Vormittag und der nächste Schulbus brachte mir das Fondue direkt von der Käserei den Berg hinunter in die Musikschule. Fondue-Taxi sozusagen und erst noch vom Feinsten. Nach der Arbeit quer durch die Schweiz gefahren, zu Hause angekommen, wartete schon meine Freundin M bei mir, der Tisch gedeckt, das „Ängelispiel“ zusammengesetzt mit angezündeten Bienenwachskerzli, bingelingeling, der Salat gerüstet, sogar Saucissons aus den Vogesen als Adventsgeschenk zum Aperitif und ein BIG HUG. ‚Oh Freude über Freude‘🎶

Dann ganz feinen Konrad Weisswein, wir lassen uns nicht lumpen, und das Fondue Tête à Tête konnte beginnen. Zwischen jeder Gabel haben wir die Welt gerettet, manchmal auch ein verloren gegangenes Brotstückli oder einen Knoblizechen. Ein bisschen fachgesimpelt haben wir auch noch, gelästert, Weihnachtslieder für unsere SchülerInnen ausgetauscht und, hebbed euch; Last Christmas angehört. Ja. So tief runter hat’s geschneit und soviel zum Coronaschaden der Musiker. Aber es kommt noch besser. Nach dem Essen, im Pyjama, sind wir ans Cembalo gesessen und haben Blatt gespielt. Und zwar während die eine Zähne putzte und sonstige hygienetechnische Aufgaben erledigte, hat die andere auf meinem frisch revidierten Instrument geklimpert. Mitternachtsmusik. Vollmondschein Sonaten. So macht musizieren Spass. Zwei Pyjama Gespenster im Konzert Modus. 

Inzwischen liessen wir die Fenster offen um das Fondue-Wohnzimmer zu lüften, oh weh, ein Tiefkühlfach, wo M jetzt zu schlafen versucht, wenn sie mir unterdessen nicht eingefroren ist.
Und übrigens: Es hat draussen gerade zu schneien angefangen. 

Einmal umarmen bitte!

Mögen sie sich an die erinnern, welche mit einem „Free Hug“ Schild in den Strassen rumrannten? Ach, ich habe sie fast vergessen, aber nur fast! Früher haben wir über sie gelacht, heute würden sie wohl verhaftet aber eigentlich wären sie jetzt bitter nötig. 

Gestern an einem legalen (!) Anlass kam ein Freund um sich von mir zu verabschieden, nahm mich uncoronamässig in die Arme, drückte mich, liess sicher 10 Sekunden nicht mehr los und sagte „ich habe dich vermisst“. Oh wie herrlich war das denn! Hätte er das zur Begrüssung gemacht, hätte ich ihn jede 5 Minuten zur Wiederholung gebeten! Wie habe ich das vermisst! Oder besser: Wie vermisse ich das. Meine Freunde umarmen. Sich um den Hals fallen. Sich herzen. Einen Kuss auf die Backe drücken. Nahe beieinander stehen. Körperwärme. Buhuhuuuuu. Da nützt kein Pferdchen, keine eigenen Pirellis null und nichts. 

Ich habe gerade mal gegoogelt. Es gibt 1,3 Millionen Single Haushalte in der Schweiz, 10 Millionen in Frankreich und knapp 18 in Deutschland welche niemanden zum ‚hugen‘ haben, welche körperlich und seelisch ausgeschlossen, ausgestossen, abgesondert, abgekapselt, eingerostet und eingefroren sind. 

Sie sind keiner davon? Glück gehabt! 

Ich erwähne jetzt nicht, wo ich mich befinde, während ich diese Zeilen schreibe, und für die, die es herausgefunden haben: 100 Punkte und einen „Free Hug“ beim nächsten Mal wenn wir uns über den Weg laufen.
Und wehe dem, der wegrennt! 

Erwachen

Der Tag erwacht 

durchbricht die Stille

weit hinter den Hügeln

klettert die Sonne hoch

und schickt die Nacht zum Ruh’n

Die Gedanken zurück 

verblasst das Geträumte

weit in der Ferne

das Leben zurück

ermattet durch Angst

und des Gehorsams

Ein Schimmer der Freiheit

und die Hoffnung

die Geister erwachen