Heute hat meine Hose sich mit meinem inneren Schweinehund angelegt. Sie hätte es langsam satt. Gut. Knurrend legte ich die Autoschlüssel zurück und stieg auf meinen Drahtesel in Richtung Hoppigaloppi. Wäre ich auf einem echtes Eseli gesessen, da hätte Bambi Nr 2 Freude gehabt (der ist nämlich ein Esel Fan) und mein Velo erst recht. Denn hier in Sä Louis hat man ganz neue, extravagante Velowege angelegt mit schönen Bordsteinen aus Granit und überall noch ein paar „Scheeraniomm“ zu umfahren. Heidedauss, nur vor lauter Enthusiasmus haben die Herren-Damen der Planungsabteilung, wohl SUV oder Traktor Fahrer und zuletzt in ihrer Kindheit auf einem Velöli mit Stützreedli gesessen, vergessen, dass unsereins nicht nur mit VTTs (Mountainbikes auf Franzeesch) unterwegs sind, sondern mit ganz normalen Bicyclettes. Auf diesen neuen Wegen gibt es so viele Auf und Abs, den neuen Randsteinen sei Dank, und Abtrennungen, Fugen, Löcher, Ritzen, vergessene Kiesel, Stops, Vortritte, Pfeile, Umfahrungen, Spezial-Ampeln, …. da wird einem nicht nur Sturm und Drang vor lauter Orientierungslosigkeit, sondern man muss meist am Ziel das Velo gleich zum Velomech bringen, damit er die vielen Achti aus den Rädern geradebiegen und bei zusätzlicher Platte das ganze Rad ersetzen kann. Ich würde dieses Planungsteam mal gerne zu einer « petit tour en bicyclette » oder noch besser: « exploration de la ville de St Louis en bicyclette » einladen. Oder vielleicht « petit aventure en bicyclette »? Mit anschließendem Veloflickkurs. Das könnte man auch in den Worten « Arts et Métiers traditionnels » anpreisen, da gäbe es vielleicht noch Subventiönchen, um sich zwischen dem Speichen gerade Biegen und Platte flicken ein Gläsli « Gewürz » und « a Schtiggalä Minschterkäs » zu gönnen. Aber zurück zum Geschehen:
Endlich den Holperweg bezwungen, fand ich den Serafino auf der Weide weder Hopp noch Galopp, sondern apathisch hinter einem Monster-Schwarm von Fliegen und mit aberhunderten von deren Spezies auf seinen Augen. Igitt. Weg von der Grünfläche, hab ich ihm alle Fliegen von den Augen verscheucht. Er stand vor dem Heu, schloss seine Äuglein und zupfte an den Heuhälmlein rum. Und schlief stehend ein. Das arme Rössli.
Ich fand ja diese Fliegenmasken immer unsexy und eine völlige Verhätschelung dieser Vierbeiner. Ein echtes Pferd hat doch mit Fliegen kein Problem. Kasch dängge. Die Veterinärin musste abends sogar Kortison aus ihrem Medizinschrank nehmen. Die Fliegen haben sich wohl reihenweise in Serafino verliebt. Jetzt kann man ihn nur noch mit einer Maske vor der Fliegenpest schützen und leider sieht er jetzt auch aus wie so ein Barbie-Rössli.
Vielleicht gibt es ja bald ein cooles Masken-Label für coole Finöggeli-Punk-Pferde. So mit Anarchie-Zeichen drauf oder Totenköpfen. Punk is Not dead. Oder sogar mit Nieten. Es gibt ja Menschen, die tun so, als ob sie Pferde seien, nur im Lack und Lederkostüm. Sauglatt anzusehen, wie sie da mit ihren unbequemen Gstältli freiwillig wiehernd durch die Gegend galoppieren. Und das dazu noch erotisch finden.
Dann sähe ich doch lieber den Serafino mit einer Lack und Ledermaske wiehernd sich mit seinen Kumpanen amüsierend, natürlich nicht erotisch, er ist ja ein Wallach, sondern hoch anständig den Fliegen trotzend.