Es soll ja jetzt EM sein, hat man mir gesagt. Nach dem Eigentor-Sieg Frankreichs haben hier in St Louis ein paar wenige ihr Auto gestartet und sind hupend durch die Straßen gefahren. Die Motivation war wohl eher, das ,Couvre Feu’ (ja, immer noch, neu ab 23h, Herr Macroleon hat die Ohrfeige verdient !) auszuloten. Doch die Gendarmerie kreuzte alsbald auch auf und dann war fertig lustig.
Aber wer hätte es gedacht: Eine EM, Italien gewinnt das erste Spiel und nur ein einziges (!) Auto rast hupend dreimal auf und ab. Ich verstehe die Welt nicht mehr! Italiani : dove siete?!?!? Stehen die Italiener in einer Post-Corona-Depression, wo ihnen nicht mal mehr ein 3:0 Freude macht? Okay, gegen die Schweiz ist es ja nicht gerade eine Sensation zu gewinnen. Waren sie eventuell enttäuscht, nicht 10:0 gewonnen zu haben? Was natürlich auch sein kann. Oder sind sie schon zu „Nordici“ verkommen und ihnen war schlicht und einfach zu heiss?
Ja richtig heiss ist es endlich. Nur haben wir vor 10 Tagen noch an den Hintern gefroren. Meine Fellstiefel und meine Wolljacken waren eben noch in Gebrauch. So wechselte ich jetzt schweissgebadet vom Nichtstun vom Sofa unter meine neu gekauften Sonnensegel in die Hängematte auf dem Dach. Alles von Parabolspiegel zu alter Antenne gespannt und befestigt. Die alten Segel hatte es bei einem Sturm letzen Spätsommer verrupft, ich fand Fetzen davon in meinen Beeten vor den Fenstern und so ziemlich überall um und auf dem Gebäude.
Wie mag ich doch die Hitze. Wenn einem der Schweiss so richtig runterläuft und die allgemeine Hektik in Träg- und Gelassenheit schmilzt. Wenn die Menschen, welche sonst so schaffig und diszipliniert ihr Leben verbringen, einfach mal runter kommen und sich bei einem kühlen Getränk im Schatten niederlassen. Wenn sie die Zeit haben, sich Gedanken zu machen, und sei es nur über die Hitze und das daran leiden, und so ins Gespräch kommen mit dem nebendran Leidenden. Und vielleicht nochmals zusammen einen kühlen Umtrunk nehmen und sich ins Gespräch verwickeln. Und und und.
Da kommt mir gerade Brasilien in den Sinn. Und der Strand und die Wellen und die Menschen die ich vermisse, und und und…