Nebenwirkungen

Hatten sie auch schon mal so einfach grundlose Scheisslaune? Oder Weltuntergangsstimmung? Genderunabhängig. Da sitzt man so am Frühstückstisch und plötzlich kommt einem ein Miauuuu hoch, man könnte gleich losheulen, obwohl man eigentlich jeglichste Gründe hätte, um einen Jauchzer von sich zu geben.

Oder man liegt (allein) im Bett und hat gerade Lust, nie mehr rauszusteigen und so in eine Art Dornröschenschlaf zu fallen, obwohl es gar nichts zum Schlafen oder Lamentieren gibt?

Und zum Lamentieren fehlt mir sogar die Kraft der Zunge. Die ist so was von träge und gefühlte zwei Kartoffeln gross, mehr als auf Lalala habe ich gar nicht den Antrieb. Ansonsten komme ich mir vor wie in der Gesangsstunde, wo man sein Mundwerk aktiver als sonst bewegen muss, damit nicht nur ein Brei mit Melodie herauskommt. Sehr wahrscheinlich würde ich mit so einer Zunge nach 10 Minuten Flötenspiel gleich an einem Zungenkrampf leiden.

Und so geht es mir jetzt schon seit ein paar Tagen.

Das fand ich dann schon ganz seltsam und fing mal an, die Beipackzettel meiner Antibiotika zu lesen. Wenn ich bedenke, wie schnell der Warnhinweis-Text im Fernsehen zu Werbungen von Medikamenten runtergelabert wird, positioniert sich gerade meine Zunge in Alarmstimmmung. Und ja. Halleluja. Beim genaueren Durchlesen des Beipackzettels bestätigt es meine Befürchtungen und Obacht: Bis zu Lähmungen und Paranoia kann man bekommen. Na dann mal Prost. Jetzt weiss ich, warum die Ärztinnen mich ohne wenn und aber, ohne jegliche Einsprachsmöglichkeiten bis zum Ende dieser Pilleneinnahme arbeitsunfähig schrieben. Eine weinende, „Lalala“ jammernde Blockflötenlehrerin, welche eventuell noch über dem Cembalo einschläft und den Basso continuo mitschnarcht anstatt mitklimpert, wäre wohl nicht so gut angekommen. Oder bei falschen Tönen meiner SchülerInnen die Flöten zum Fenster rauswerfe.

So bleibe ich lieber zu Hause, döse vor mich hin oder gehe mal bei Serafino vorbei und sehe ihm beim Grasfressen zu.