Tulpen

Scheinbar ist mein von Dökti zu Dökti Springen nicht genug. Serafino spürt den Frühling und springt von Grashalm zu Grashalm, und deren Hälme nicht genug: Hat er doch vor lauter Frühjahrsgefühlen den Zaun inklusive fünf Pfosten zur Nachbarsstute, welche nicht zu viel rumgumpen sollte, umgerissen und sie zum wild Herumsegglen auf der grossen Weide eingeladen. Scheinbar hat sich der Stallbesitzer danach kurz überlegt, ob er auf Tulpenzucht umsatteln soll, denn die vielen Löcher von den wild herumtobenden Halbtönner wären gerade gelegen gekommen, um die Tulpenzwiebeln mühelos zu setzen. Zum Glück ist nicht Herbst sondern Frühling, und die Pferde dürfen bleiben.

Nachdem er dann mühevoll den Zaun wieder repariert hatte, bekam ich von ihm am nächsten Morgen ein Telefon: Serafino brauche die Tierärztin, sein Knie sei seit heute lädiert. Scheinbar waren Löcher und kaputter Zaun deren nicht genug, so musste er sich noch selber randalieren.

Was ich vorfand, war ein braves, den Kopf und die Lippen hängenlassendes Pferdchen, seine Äuglein schmerzdurchzogen, fast wären ihm die Tränlein die Backen runtergerollt. (Nur können Pferde ja bekanntlich weder weinen noch jammern, darum kann man sie ja im Spitzensport bis zur Verkrüppelung malträtieren.) Nun zeigte mir Serafino mit der Nase sein Knie. Ui, das war aber geschwollen und hatte einen zünftigen Blätz ab.

Gemeinsam warteten wir auf den Dökti, welcher Serafino zwei Spritzen und einen Verband verpasste. Zum Glück eben nur ein Blätz ab und keine Sehnen, Bänder und Knochen abeinander. Ob er sich in eine Box einsperren liesse, um die Wunde zu schonen? fragte der Veterinär. Nun, da wären nachher ein paar mehr Wunden zu verarzten und der Stall zu renovieren. Ergo kam er verarztet wieder zurück zu den anderen.

Am anderen Tag traf ich Serafino, zwar immer noch auf Halbmast, aber komplett mit Erde einbalsamiert an, was doch verlauten lässt, dass sein Knie nicht so fest schmerzt, um sich nicht wälzen zu können. Und auch nicht mehr so geschwollen war es.

Was so viel heisst, dass er bald wieder Zäune umreissen und Löcher in die Weide stampfen kann.

Tulpen ahoi!