Rumpeldibumpel

Nun liege ich auf meinem Sofa und warte auf den Effekt meiner ersten Dosis Abführmittel. Jawoll, denn morgen Vormittag gibt’s eine Darmspiegelung. Ein Ü50-Muss. Vergebens habe ich die französische Variante, nämlich ins ‚Gigglä schissä’ (Elsässisch) vorgeschlagen. Mein Schweizer Dökti meinte nur: „In Basel gibt’s die Koloskopie“, jänu dennhalt. Es würden dann bei Bedarf gleich kleinere Wuchereien rausgeschnitten. Prophylaxe also. Gut.

In Wahrheit ist mir die Koloskopie schnurz, aber das ganze Prozedere vorher, da greuelte mir schon immer vor. Ich hörte die schlimmsten Stories mit literweise grausigen Getränken, welche man nicht runterbekommt oder, kaum geschluckt, fast wieder hoch kommen. Einen Tag und eine Nacht leiden für einen kurzen Check im Tiefschlaf mit Kamera.

Nun, heute Morgen musste ich zwei Tabletten schlucken und vorhin meine erste Dosis Getränk. Das waren nur 1,5dl Wasser mit einem weissen Pulver mischen. Sprudelpulver. Cool. Es kam mir vor wie ein Tiki früher. Und so schmeckte es auch. Ganz und gar nicht schlimm. Leicht zitronig. Vielleicht haben endlich genug Pharmazeuten eine Darmspiegelung machen und ihre eigenen Brühen runterwürgen müssen, dass sie allesamt für schmackhaftere Varianten und Lösungen forschen gingen? Ich danke somit allen Beteiligten herzlich.

Jetzt rumpelt es in meinem Magen wie es vorher in meinem Glas geblubbert hat.

Mein Vater, seinerzeit alt und gebrechlich mit Darmkrebs im Spital, war schon fast Koloskopie-routiniert. Manchmal sass er auf einem Toiletten-Rollstuhl, ein fahrendes Plumpsklo, als wir ihn besuchen gingen. Denn die Kraft, um rechtzeitig aufs Klo zu rennen, hatte er nicht mehr. Völlig ungeniert diskutierte er auf seinem Thron mit uns. Die damit verbundenen Geräusche ignorierten wir. Später hatte er dann einen künstlichen Darmausgang, ein Stoma, das Säcklein hing am Bauch und blubberte manchmal. Ein Furz am Bauch, das war lustig.

Zweieinhalb Stunden sind vergangen, ich warte immer noch auf mehr als nur Gerumpel im Bauch. Dafür hat es geheissen, man solle nach dem ersten Shot zu Hause bleiben, Toiletten technisch. Ich hätte ja easy noch mit Serafino was länger machen können. Und Hunger habe ich auch. Alle essen was Gutes, nur ich nicht. Und in eine winzige Glasscherbe bin ich vorhin auch getreten, welche vom letzen zerbrochenen Glas wohl nicht eingesaugt wurde. Und überhaupt, mich überkommt grad so ein „Miauuuuu“ -> „ich armes Mausilein“-„nobody loves me“-„alles immer alleine“-Feeling. Miauuuuuuuuuuuu.

Rumpeldirumpeldirumpel. Ich glaube da tanzt Rumpelstilzchen in meinem Bauch.

Hü Chanti Hü