Nigginäggi

Nun liege ich wieder mal auf meinem Sofa, schon im Pyjama, und bin mich auch langsam am entspannen. Draussen sind wohl noch einige Samichläuse auf dem Nachhauseweg. Wobei sich in Frankreich je länger je mehr der « Père Noël » durchsetzt, welcher erst am Weihnachtsabend kommt. Am 6. Dezember gibt es hier im Elsass jedoch noch « Männälä » zum Abendessen, die Elsässische Form vom Grättimaa oder Grittibänz.

Ich wäre eigentlich auch an einem Nigginäggifestli eingeladen gewesen, aber irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, ein riesengrosser offener Samichlausensack würde vor meiner Haustür warten, um mich in den finsteren Tannenwald zu entführen. So bin ich wieder schleunigst aus meinem Outfit gestiegen, habe mich abgeschminkt, bin ins Pyjama geschlüpft und habe mich hier aufs Sofa verkrochen, in der Hoffnung, dass morgen die Welt vor der Haustür wieder in Ordnung ist.

Santiklaus, Sammichlaus, Nigginäggi, Nikolaus…..Wenn man bedenkt, wie vielen Kindern auf diesem Kontinenten dieser Bären heute noch aufgebunden wird. Ich muss mit meinen Schülerinnen und Schülern immer vorsichtig sein, denn viele glauben noch an den Santiklaus, selbst wenn sie schon nicht mehr so richtig von seine Echtheit überzeugt sind.

Ich selbst fürchtete mich vor ihm, obwohl ich wusste, dass er alles von meiner Mutter wusste. Die hat nämlich mit ihm telefoniert, dummerweise stand ich gerade hinter ihr. Ich würde mein Zimmer nie aufräumen und zu wenig Flöte üben. So eine Frechheit fand ich das, dass sie ihm alles ausplaudert. Auch die Säcke übergab sie ihm beim Reinkommen. Nichtsdestotrotz war er mir unsympathisch.

Mein Bruder glaubte länger an die Echtheit des Santiklauses inklusive seinem Wissen über unsere Sünden und Missetaten, bis er mal einen sich im Auto umziehen sah. Dann war aus der Traum. Und die Enttäuschung gross. War doch der Erhalt des Sackes mit seinem Inhalt wertvoller vom Santiklaus als vom Mami.

Warum man den Kindern eigentlich diesen Bären aufbindet? Was ist der Spass der Erwachsenen, den Kindern die Echtheit solch einer Person vorzugaukeln? Sie an der Nase rumzuführen und mit Drohungen , früher noch die Rute vom Schmutzli, oder das im Sack in den Schwarzwald mitnehmen, heute zum Glück ‚nur’ noch mit Erpressung und Bestechung ihnen Versprechungen und artig sein abzuluchsen, und dann einen Sack mit Süssigkeiten für gutes Benehmen und zukünftige gute Taten zu schenken? Sich mit einem „Jö, sieh mal wie herzig, der hat ja Angst vor dem Nikolaus!“ zu belustigen?

Da ist mir das Christkind lieber, welches den Tannenbaum schmückt und die Geschenke bringt. An das ich jedoch gar nie glaubte, da der Tannenbaum von uns selber geschmückt wurde, und meine Eltern uns diesen Bären ersparten. Oder der Weihnachtsmann, die nette Fassung, vielleicht auch die näher liegendere des heiligen Nikolauses, welcher den Armen Kindern Gutes tat und sicher nicht noch mit Rute oder im Schwarzwald Rübli schälen drohte.

Aber da ich weder an das Christkind, noch an den Santiklaus und schon gar nicht an den „Fährimaa“ glaube, zudem heute auch keine Männälä gekauft oder selber gemacht habe, plus der Nigginäggi-Einladung fern blieb, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als jetzt hier meine Biorübli selber zu schälen und damit was feines zu kochen.

Santi Niggi Näggi

Uffem Sofa stegg-i

Gimmer Nuss und Bire

So kummi in d‘Kuchi fire!