Ein bisschen geschummelt habe ich im letzten Beitrag. Da saß ich nämlich in der Küche und nicht auf dem Sofa. Und ich wurde als Strafe von den Mücken aufgefressen.
Jetzt liege ich auf dem Sofa, in der Hoffnung, dass die Mücken es nicht bis hierher schaffen. Sonst bleibt mir nur noch meine balinesische Oase, nämlich mein Bett mit dem Mückennetz übrig.
Ich bin ganz erschöpft von den drei vergangenen Tagen. Hatte ich doch frei aber nonstop Programm. Zu Serafino mit dem Auto, ansonsten war ich zu Fuss oder mit meinem alten holländischen Damenvelo unterwegs, welches ich natürlich platt im Keller vorfand. Und die Pump-Aufsätze nirgendwo. So musste ich mich mal bis nach Basel zu Fuss aufmachen, denn seit die « Mairie » hier in Saint-Louis die Rabättli für « Géraniums » und allerlei hässliches Grünzeugs vergrösserten, dazu noch ein paar langweilige exotische Bäume setzen, im Gegenzug die Verkehrsführung änderten, nämlich nur noch einspurig, gleichzeitig die Zugverbindungen drosselten und die Tram- und Busbillettpreise erhöhen, seitdem herrscht hier Chaos und Stau. In dem natürlich auch der « Distribüs » steckte. So lief ich in meinem fancy Outfit, ich war nämlich in Basel zu einer Coiffeur-Salon- Eröffnung eingeladen, noch kurz bei einem Velomech vorbei, um mir einen Pumpaufsatz zu kaufen. Danach ging‘s per pedes in den Hairspa, wie ich diesen Naturfriseursalon nenne. Hui war es schön dort. Viel Tageslicht und Blick auf den Rhein. Und all die schönhaarigen, fein gekleideten Menschen. Selbst mein Haar glänzte noch schöner.
Aber als ich mich mal so bei diesem wunderbaren Sonnenlicht genauer im Spiegel betrachtete, viel mir auf, dass meine Augenbrauen nicht nur zerzaust waren, sondern zwei weisse Haare wie Fühler abstanden. Noch ein bisschen näher am Spiegel blieb mir der Atem stehen: Ich sah Haare in meiner Nase! Und das ohne Brille! Jemmersnei!
Das hat man davon, wenn man zu Hause im Bad Schummerlicht hat und absichtlich die Brille nicht aufsetzt. Sofort marschierte ich in meinen fancy Outfit inklusive fancy Sandalen wieder bis nach Saint-Louis, es soll gesund sein zu Fuss zu gehen, hatte natürlich Blasen an den Füssen, denn fancy ist nicht zum Wandern gedacht, stürmte, zu Hause angekommen, sofort ins Bad und zupfte mir mit der Pinzette meine Nasen-Haare. Tränen schossen mir in die Augen vor Schmerz. Aber was sein muss muss sein. Die silbernen Fühler in den Augenbrauen fand ich eher lustig und liess sie stehen. Ein bisschen Extravaganz im Alter, wenn ich bitten darf!
Dann musste ich noch meine Blasen an den Füssen sälbelen und irgendwannhabe ich es geschafft, mein plattes Damenrad mit dem neuen Aufsatz aufzupumpen Später radelte ich damit wieder Richtung Basel. Es ging eigentlich ganz flott. Nur heute den Auberg hinauf ein bisschen weniger, wo ich prompt von E-Bikern überholt wurde. Pseudo-sportliche Pappnasen! dachte ich mir und hoffte, sie hätten ein schlechtes Gewissen mir gegenüber, da ich mit diesem schweren Göppel, den inneren Schweinehund bezwingend, nicht abzusteigen und zu stossen, den ‚Berg‘ hinaufkeuchen musste. Mir kam die Frage auf, was wohl die vielen Männer so antreibt, in Ihrer Freizeit freiwillig die Bergstrassen und -Wege hoch zu radeln, nur um dann wieder runterzuradeln und zu erzählen, sie hätten jetzt diesen und diesen Pass befahren. Ja und? Ich radelte diesem Berg hinauf, um zur Kaffee und Kuchen Einladung zu gelangen.
Und da ich alles mit meiner eigenen Muskelkraft gemacht habe, gönnte ich mir sogar zwei Stück Kuchen.