Nun bin oder besser gesagt war ich an einem Buch lesen. Ein französisches. Einen Preis hat’s scheinbar gewonnen. Für was? Das frage ich mich soeben auch. So eine schlecht konstruierte Geschichte, Zusammenhalt suchende Ereignisse, Fazit: Verlorene Zeit. Ein solches Beispiel haltet mich davon ab, selber etwas Erfundenes zu schreiben. Da schreibe ich lieber von früher, heute und vielleicht von morgen? Nein, Sciencefiction mag ich auch nicht
Die Autorin machte für ihr Konstrukt Recherchen im Internet. Ziemlich gut zum Teil. Das hielt mich daran, bis in die Hälfte des Buches zu lesen. Ihre Recherche zur Abholzung Irlands zum Beispiel. Was mich früher, als ich vor vierunddreissig Jahren (was für eine Zahl!) mit meiner Jugendfreundin Irland bereiste, schon faszinierte. Irland, eine zu hundert Prozent bewaldete Insel wurde vor ein paar Jahrhunderten im Nu von den Briten abgeholzt, und es stehen heute noch 4% Wald. Wahnsinn. Ob das wohl dazumal auch unser Klima beeinflusste? Nach meinem Besuch in Fuerteventura, jetzt eine vom Saharawind heimgesuchte Halbwüste, früher total bewaldet und für die Landwirtschaft abgeholzt. Und die Sahara? War die immer da?
Als Kind mochte ich die Bilder der Flämischen Maler. Wo die Winter eisig waren, und man mit den Schlittschuhen auf den zugefrorenen Gewässern laufen konnte. Gibt’s überhaupt noch Schnee im Winter da oben im Tulpenland?
Eigentlich bin ich sehr froh, friere ich mir die Finger nicht mehr so ab im Winter. Unerträglich. Und ich bin auch froh, kann ich hier am Strand, hätte ich guten Empfang, alles, was ich in mein iPhone tippe, anstatt auf Papier, gleich nachsehen. Zudem sogleich korrigieren, umstellen, löschen, neu schreiben. Früher musste man… ich mag mich gar nicht mehr erinnern, wie das ging. Für was auch. Ich lebe jetzt. Und hoffentlich noch morgen.
Dass ich überhaupt von früher schreiben und erzählen kann, bedingt ein gewisses Alter. Ein Alter, welches schon unwiederbringliche Veränderungen wahrnimmt. Ein Alter, welches Altem nachtrauern, sich Neuem zu verweigern versuchen kann. Oder eben nicht.
Die heutige Jugend! Ja, die ist anders. Wir waren’s auch. Der kommt man fast nicht nach, wenn man nicht mehr dazugehört. Wie bin ich froh, arbeite ich mit der heutigen Jugend. Denn schon Berufes wegen bin ich dem Früher verpflichtet. Der heutigen Jugend die Renaissance- und Barockmusik näher zu bringen. Sie ihnen zu lieben lernen. Und doch noch mit der heutigen Jugend die elektronischen Klänge in der Freizeit zu teilen.
Mich jeder Tag an der Nase nehmend, dass ich vor lauter Früher das heute nicht verpasse, das heute akzeptiere, mitmache, denn morgen, da ist es nochmals anders. Und es gibt für mich hoffentlich fast nochmals so viel ‚morgen’ wie es ‚früher‘ gab.