Jetzt liege ich auf dem Sofa mit frisch lackierten Fussnägeli und eiskalten Füssen. Draussen ist es wüst und kalt. Und drinnen feucht und frisch. Seit Wochen wird hier Sonne und Wärme prophezeit, natürlich immer auf die kommende Woche, aber ich habe die Hoffnung aufgegeben. Es wird wohl einige Sandalen geben, welche im Keller bleiben dieses Jahr. Ich hole am besten meine Fellstiefel wieder hoch und montiere mir, sobald die Nägeli trocken sind, meine wollenen Hüttenfinkli.
Mir graut schon jetzt vor dem kommenden Winter, welchem ich sehrwahrschä schon wieder nicht entfliehen kann. Aber mir zur Überwinterung noch mehr Frust-Polster anessen, wäre jetzt jedoch definitiv ungeschickt. Ich bin nämlich dran, meine Ferien-Eskapaden (täglich petit déjeuner + déjeuner + Apéro riche + dîner mit Unterstützung von feinem Wein) abzutrainieren. Also gestern zum Beispiel mit Kutschen fahren. Das war sehr amüsant. Ich durfte sogar das Pferdchen steuern. Nein, nein, nicht Serafino, der hätte uns gleich im Graben versenkt. Da hätten wir ausgesehen! Denn es war nass und „pflutterig“. Nein, ein ganz braves, gut erzogenes, edles Pferdchen im noblen Kutschen-Gstältli aus feinem Leder hat uns durch die nassen, glitschigen Wege gezogen. Zart mit dem antiken Peitschli antouchiert, oder eher gesagt gekützelet, und auf die Stimme hörend, trabte es elegant vor dem Wagen zwischen den Feldern und durch die Dörfer hindurch. Im Regenmantel und Regenhut sind wir da drauf gesessen und haben dem Nieselregen getrotzt. Ich habe mir dann vorgestellt, wie es so gewesen sein muss anno dazumal. Zum Beispiel Clara Schumann, welche für Konzerte in Sankt Petersburg über eine Woche in der Kutsche sass, Tag und Nacht, ohne Gummiräder und Asphalt Strassen. Mit einer Klavier-Tastatur auf dem Schoss übend. Sehr wahrscheinlich noch im Korsett geschnürt. „Oh du heitere Gamällerieme“ würde jetzt H sagen. Die Gamälle war wohl bei zuviel Kurven und Gewackel von anderem Nutzen. Aber Pardon, ich bin abgeschweift. Wir waren beim Abtrainieren meiner Eskapaden. FeV und tmW mache ich dazu noch, was soviel heisst wie: ‚Friss e Drittel‘ und ‚trink mehr Wasser‘. Das ist zwar nicht so lustig wie Kutschen fahren, aber effizienter.
Und ja: Tanzen war ich auch noch letztes Wochenende. Die DJs waren zu gut. So habe ich 7 (jaaaaaa) Stunden am Stück getanzt. Leider habe ich nicht nur wenig Alkohol, sondern mich auch nicht an das tmW gehalten und zu wenig Wasser getrunken, denn mir grauste vor diesen Klohäuschen und dem Schlange stehen. Als der Festival-Abend zu Ende war, konnte ich mich nur noch knapp bis zum Auto schleppen, und am nächsten Tag lag ich den ganzen Tag flach. Ich wusste gar nicht, dass sich unter meinem Speck so viele Muskeln befanden, und meine Knochen krächzten bei jedem Schritt zum Wasserhahn. Mein Schädel brummte vor Dehydrierung. Dümmer geht’s nimmer. Dafür hatte ich das Gefühl, 10 kg abgenommen zu haben. Schönheit und Einbildung muss leiden. Doch die Waage und der Spiegelblick machten meiner Schönheit einen Strich durch die Rechnung und der brummende Schädel meiner Illusion.
Aber was wäre das Leben ohne Illusionen und nur mit gescheiten Aktionen. Langweilig!