Unglück

Man soll ja den Deibel nicht an die Wand malen, lautet ein Sprichwort. Aber mindestens ist der Wurm drin. Denn mein Rössli humpelt seit zwei Wochen. Dafür hat er doch gerade ein neues Sätteli bekommen, um noch besser zu laufen. Und ein paar Ballerinen für seine Hinterfüsschen.

Zuerst war’s nur sein Leiden und meine scheinbare Einbildung. Dann montierte ich ihm seine neuen Ballerinen und sein Sätteli, er fand beides nicht glatt, danach musste er mich noch tragen, das fand er noch weniger lustig und blieb dauernd stehen mit der Bitte, ich soll doch wieder absteigen. Ich fand mein Rössli gar zickig, es war nämlich Essenszeit, und seine Compagnons waren schon am frisches Heu knabbern. Aber beim Traben musste ich feststellen, dass unter dem neuen Sätteli nur noch drei Beinli anständig vorwärts gingen. Das vierte war in Lamento-Stimmung, und das Rössli überglücklich, stieg ich ab, und wurde er wieder von Schuhwerk und Reitutensilien befreit und zum Heuknabbern zurückgeführt. Soviel zu meiner scheinbaren Einbildung. Hätte ich doch auf mich gehört!

Videos wurden vom leidenden Rössli verschickt. Aber es ist wie bei uns Menschen: Drei Fachleute; drei Meinungen. „Es ist der Huf!“ „Nein, ganz sicher das Sprunggelenk!“ „Es kommt aus der Hüfte!“ … „Hol die Hufpflege“ „Frag die Tierärztin“ „Er braucht eine Physiotherapeutin!“… „Die Tierärztin hat keine Ahnung“ „Schlechte Hufpflege!“ „Du brachst eine neue Physio!“

Da stand ich nun mit dem Serafino und seinem lädierten Beinchen und wusste nicht mehr ein noch aus. Doch retteten mich alle drei Fachfrauen, denn zwei kamen zur Hilfe, und die dritte hatte Recht: Es war der Huf. Ein Abszess. Täglich musste der Huf gebadet, gesälbelet und geküdderlet werden. Nächtelang habe ich mich im Internet schlau gemacht, tagsüber meine Pferdefreunde und die Fachfrauen um Rat gefragt, gebangt und gehofft. Der Hufabszess brauchte zwei Anläufe bis er endlich, gestern, den Ausgang gefunden hat. Nun, es sah heute auf jeden Fall so aus, als ob das Ärgste rum ist.

Und so stieg ich erleichtert in mein Wägeli. Drehte den Zündschlüssel …. Kkkkkkkk……Aber es mochte nicht anspringen. Heimatstüdeli! Mindestens dreissig mal versuchte ich, den Motor zum Laufen zu bringen. Doch musste ich auch da aufgeben, aussteigen und der « Assistance » anrufen, damit der « Dépanneur » kommt. Ja: « quatre cent trente et un milles kilomètres » sind auf dem Tacho. Ein Stündlein wartete ich geduldig, nahm innerlich Abschied von meinem treuen Auto, googelte nach neuen, bis schliesslich der junge Monsieur « Dépanneur » anfuhr mit seinem Abschleppwagen, neben uns ausstieg, den Motor laufen liess, in der Annahme, die Madame habe wohl keine Batterie mehr, ohne Fragen zu stellen (Frauen haben ja keine Ahnung) mir den Schlüssel aus der Hand nahm, in mein Auto stieg, den Schlüssel ins Zündschloss steckte, ihn umdrehte und : „Brummmmmmm!“ : Mein Auto sprang ohne Faxen zu machen an!

Sie können sich ja vorstellen, wie ich mir vorkam, und was ich da vor mich her stotterte! Oh weh! DEPP-Pann-Age hat der wohl gedacht. Und ist wieder davongebraust.

Nun, ein bisschen froh war ich schon, denn ich kann jetzt mein Wägeli weiterhin fahren. Cinq cent milles ist mein Ziel.

Holz aalänge! Ohne Würm…