Teddybär

Hattet ihr auch ein Lieblingsstofftier? Also mein Bruder hatte ein Nashorn. Und ich einen Teddybären. Ob ich meinen Teddybären so innig liebte wie mein Bruder sein Nashorn, das weiss ich nicht. Aber immerhin habe ich ihn noch. Soeben zwischen einem Berg Kleidern, welche endlich geflickt werden müssten, ausgegraben. Er sitzt jetzt neben mir auf dem Sofa.

Er hat schon einiges erlebt mit mir. Als erstes Abenteuer habe ich ihm scheinbar den schönen Weihnachtsbaum mit den brennenden Kerzen gezeigt. Von ganz nah durfte er ihn bestaunen. Nur konnte er nicht brummen, als ich ihn zu nahe an eine Kerze hielt. Und so fing er Feuer. Der arme Bär. Meine Eltern haben mich vor dem brennenden Teddybären und den Teddybären selber vor den Flammen gerettet. Seit dann hat er am linken Arm nur noch Stoppeln, vorne an der Tatze sogar schwarze Brandspuren. Die linke Gesichtsseite ist auch gebrandmarkt. Aber er blieb trotzdem mein Lieblingsbär und Stofftier.

Viele Jahre später musste er als Baby hinhalten. Ich wollte eigentlich so eine Puppe in Baby-Echtgrösse wie eine Nachbarin hatte. Da mir das Christkind, an welches ich sowieso nicht glaubte, diese Puppe nie brachte, musste halt mein Teddybär hinhalten. Er bekam Babypuder zwischen die Beine, wurde mit Windeln gewickelt und musste meine ehemaligen Babykleider anziehen.

Und noch viel später hat ihn meine Katze malträtiert. Die hat ihn gebissen, zwischen ihre Vorderpfoten gepackt und ihn mit den Hinterbeinen zerkratzt. Der Arme. Am Hinterkopf lässt darum eine Naht nach und rechts unter der Schnauze hat er einen Schlitz. Da sieht ein bisschen die Holzwolle raus. Aber ansonsten hat er ihre Attacken gut überlebt. Soviel zu seiner Qualität.

Ich mag mich nicht erinnern, ob ich ihm einen Namen gab. Vielleicht hiess und heisst er einfach Bär. Und auf Fotos in meinem geerbten Fotoalbum, dazumal waren Fotos einiges spärlicher an deren Anzahl als heutzutage, fand ich ihn auch nicht. Aber er ist noch da, der Bär, mir treu zur Seite. Oder ich ihm.