Waren sie schon mal in einem Hair-Spa? Nein? Das gibt es auch nur einmal. Bei Almut. Einmalig. Grossartig. Das ist nicht nur zwei in eins, das ist schon fast drei in eins. Da kommt man mit zerzausten Haaren (und zurzeit meist mit zerzaustem Inneren) hinein und schwebt mit den schönsten Haaren, dazu tiefenentspannt und mit ökologisch reinstem Gewissen wieder raus. Da gibt’s nichts chemisches und es riecht wie in einem Spa. Nach ätherischen Ölen. Die Bürstenmassage beim Kämmen und die Kopfmassage beim Haare waschen (im Liegen!) inklusive. Und was gibt es bitte besseres als sich gut fühlen, schön aussehen und dazu noch der Umwelt zu dienen? Soviel zu den Sinnen und zum Sinn.
Seit einem Jahr muss ja so manchereins den Sinn des Lebens neu definieren. Für mich immer noch eine grosse Herausforderung. Bei schlafen-essen-spörtleren-arbeiten-netflixlen kommt mir Sartre‘s „Huis clos“ in den Sinn. Nur leben wir. Um dieser momentanen unabsehbaren irdischen kultur-, sinn- und sinneslosen Langweile-Hölle zu entkommen, pinsle und texte ich in meiner Freizeit ein bisschen dahin, schlage Wurzeln auf dem Sofa und ja, zum Glück hab ich mein Pferdchen. Da Serafino oft wiehert, wenn ich ankomme, denke ich, das macht für ihn auch Sinn. Von mir bekommt er Aufmerksamkeit, wird gekrault und gepflegt. Mit mir kann er lieb und hässig sein, und mir kann er Sinnfragen stellen und darüber diskutieren. Warum darf ich jetzt kein Gras fressen? Willst du wirklich nach rechts? Tut es Not mir die Hufe auszukratzen? Warum willst du so weit spazieren? Warum darf ich nicht an dir rumknabbern?
Mit solchen Fragen kommt man zum Nachdenken und manchmal an sein Limit. Kein Schritt ohne eine Sinnfrage. Denn ‚einfach so‘ gibt’s bei Serafino nicht.
Heute also kam ich mit meinen wehenden schönen Haaren, zufrieden und tatkräftig zum schönen Pferdchen und wollte gleich mal was überirdisches von ihm. Aber da nützten auch meine schönen Haare nichts. Er war entweder tiefennervös am Aufgabe anpeilen oder tiefenentspannt am Aufgabe ignorieren. Der Sinn, nämlich weil ich das so will, wurde mit den Argumenten „spinnst du?“ oder „deine Argumente überzeugen mich aber so was von gar nicht“ abgetan. Da wird jetzt noch mancher Dirigent denken, schwing doch mal deinen Stab anständig. Nun kommt meine Frage: Seit wann diskutiert man mit Dirigentenstab?
Da haben wir‘s.
Da ich den Sinn des Lebens in Kommunikation und Auseinandersetzung sehe, bin ich ganz froh, noch ein ehrlicher Diskussionspartner, jetzt halt auf vier Beinen, an meiner Seite zu haben. Denn Kommunikation mit Zweibeinern endet momentan Corona bedingt oft im Fiasko, und Auseinandersetzungen mit mir sind so mancher Person schlicht und einfach zu anstrengend. Meine Fragen kratzen oft an der Fassade und meine Worte berühren das Innere. Das könnte bei Einlassung noch so manche Konstruktion zu Falle bringen.
So bin ich doch froh um mein Hoppigaloppi, welches mit mir diskutiert und mich um Sinn und Klarheit bittet. Und ja, auch ich gehe manchmal als Verliererin aus. Denn ich habe weder den Sinn noch die Klarheit mit dem Löffel gefressen und die Weisheit schon gar nicht.