Nun bin ich ja froh um mein Handy, da kann ich gemütlich kurz ein Päuseli machen auf dem Sofa, und meine Gedanken reindöggelen. Ich bin nämlich am Aufräumen u Putzen, währenddessen ich am Sprachnachrichten anhören und kommentieren, philosophieren, und was man da ja alles so tolles damit machen kann, bin. Dann poppt ein Herz auf im WhatsApp, auf einen versendeten Link von gestern; welcher war das nochmals? Ach ja, das Interview mit Françoise Sagan. Jetzt sollte ich aber noch in die Dusche springen, aber zuerst muss ich noch mein Aufgeräumtes verräumen, damit der Weg frei ist zum Staubsaugen, sollte Antwort geben auf die letzte Nachricht, mit der Putzfee etwas besprechen. Und dann muss ich noch schnell, währenddem ich hätte, ….
Fast wäre ich abgeschweift. Aber nur fast. Jetzt komm ich zum Thema: Der Reizüberflutung. Oder besser der Sinnesüberflutung.
Ist man doch heute immer und überall am Kommunizieren und sich Informieren. Man macht was, dazu hört man oder schwatzt man. Wohin man geht gibt’s was zu hören und zu sehen, Musik oder Stimmen. Im öffentlichen Verkehrsmittel einen Film oder Facebook & Co. Zu Hause sitzt man vor der Flimmerkiste, die Bildschirme sind meist so gross wie ein Kinoleinwand von anno dazumal, oder man liegt mit dem Smartphone irgendwo. Podcasts, Interviews, Hörbücher… Ansonsten gibt‘s online Seminare, online Kurse und online Weiterbildungen.
Es gibt immer und überall was zu lesen. Werbung, Warnung, Paragraphen, Kleingedrucktes, Beipackzettel, Emails, Nachrichten. Selbst Bücher und Musikalien sind immer und überall zu downloaden. In allen Sprachen und Schriften. Handschriften, original Drucke, beste Qualität. Niemand führt heute noch eine Diskussion, ohne sich nicht zu vergewissern, ob er jetzt richtig liegt, oder was in der Zwischenzeit passiert ist. Alles ist spannend. Wir wollen wissen, hören, sehen…. Alles…. Immer…. Mehr mehr mehr…
Es gibt weder Dunkelheit noch Ruhe für das Auge. Überall Lampen, Leuchten, Laternen, Werbeschriften, Notausgangslampen in Räumen…
Selbst nachts ist es nirgendwo mehr ruhig. Nicht nur in den Städten, auch auf dem Land summen heutzutage die Wärmepumpen, Kimaanlagen und/oder die Swimmingpool-Filter im Garten, die Landwirte arbeiten mit ihren Maschinen mit Beleuchtung auf den Feldern. Die Fischerei mit Leuchten auf den Gewässern.
Und wo und wann ruhen unsere Sinne?
Sind wir von Sinnen?
In der Zwischenzeit ist es Abend geworden. Der Vollmond leuchtet. Vielleicht ein Volmondritt?
Ich brauche gerade mal ein bisschen Pause, um zu überlegen und mich zu erholen. Mein Magen knurrt. Der Blumenkohl wartet. Also kein Ritt, und auch kein neues Rezept, sondern das meiner Kindheit: Blumenkohl mit Béchamel und Reis.
Für die Sinne. Im wahrsten Sinne des Wortes.