Abends mit Blick aufs Meer, genauer gesagt der Côte Azur, einzuschlafen, der aufgehende Vollmond sich im Meer spiegelnd, am Morgen mit Sonnenaufgang auf dem Meer das Köfferli packen, das ist ziemlich cool…. Salope!
Dass ich für kurze Zeit Nice, einem Flughafen mit Palmen und Meersicht, als Abreise und Rückreise Destination nennen darf, das ist richtig cool. Salope!
Dass mein Kurztrip eine Einladung zur Vernissage im Pompidou in Paris beinhaltete, noch viel cooler. Salope!
Nun, dass nach der Vernissage am Dinner der geladenen Gäste (unter anderen ich, Salope!) der Herr Direktor des besagten Museums in seinem ‚Discours‘ ungebildete Menschen „wie zum Beispiel Coiffeusen“ erwähnte und das Wort „Salopes“ in Bezug auf Politikerinnen ernsthaft und nicht spassend in seinen Mund nahm, da war fertig mit cool und ich kochte regelrecht. Nur wollte ich meiner Gastgeberin den Abend nicht verderben und anstatt den Mund aufzumachen, brühte ich innerlich meinen Text zurecht. Quel salopard!
Übersetzt man diese beiden französischen Wörter, so heisst ‚salope‘ Schlampe, und ‚salopard‘ Halunke. Oder eher Drecksack, denn ‚sale‘ heisst dreckig. ‚Oppe‘ kommt von huppe, dem Wiedehopf, welcher in Frankreich als dreckiger Vogel galt, da scheinbar sein Nest stinkt.
Das Wort wurde früher für beide Geschlechter, heutzutage aber vor allem als Betitelung von Frauen verwendet und ist sexuel abschätzig und vor allem vulgär. Schlampe eben.
Warum ich mich selber damit betitele? Weil man sich oder Freundinnen (!) damit betiteln und hochnehmen kann, um Neid auszudrücken oder deren neidischen Kommentar vorwegzunehmen.
Nun, wie kommt es eigentlich einem gebildeten Mann in seiner Position in den Sinn, das Wort ‚salope‘ schon nur überhaupt zu flüstern? Oder gehört das zum Vokabular der französischen alter Säcke, der Position ‚homme de pouvoir‘?
Ich frage mich oft: Was ist eigentlich eine ‚salope‘ oder eben eine Schlampe? Warum und in welcher Situation wird eine Frau als Schlampe bezeichnet? Und warum zum Teufel gibt es kein sinngleiches Wort, einen Mann in gleicher Situation zu betiteln?
„Spezies Mann“ war übrigens mal die Titelidee plus Inhalt meines Beitrags. Denn das Wochenende davor gingen mir die testosterongeladenen Herren im Club so was auf den Sack (obwohl ich ja keinen habe), dass ich innerlich während des Tanzens schon an meinem Text rumbastelte. Nun vergingen aber die Tage ohne Zeit zum Schreiben, und die Themen variierten. Bis das Wort ‚salope‘ in Paris am Tisch fiel. Und erst noch von einem Mann mit kultureller, intellektueller und sozialer Position, inklusive Vorbildfunktion…
Da sage ich nur: Die Emanzipation steckt bei uns noch in den Kinderschuhen! Und schon gar nicht in den Köpfen der Männern! (Ausnahmen bestätigen die Regel.)
Die Schweiz, mein Lieblingsthema in Sachen Emanzipation. Wo wir Frauen erst seit kurzem unser Stimmrecht ausüben dürfen (1971 gesammtschweizerisch, 1991 im Kanton Appenzell!!!, und hier mal zur Info andere Länder Europas im Vergleich). Wo wir Frauen noch seit viel kürzerem erst arbeiten und erben können, ohne unsere Ehemänner um Erlaubnis zu fragen (Neues Eherecht 1988!). Wen wundert’s, dass die arbeitende Mutter hier immer noch als Rabenmutter und der Teilzeit arbeitende Mann als Weichei gilt. Zudem die Männer sich höchstens einen Papi-Tag erlauben (Ausnahmen bestätigen die Regeln) und die Frauen höchsten 60% arbeiten, um dem Mann den Rücken freizuhalten, meist mit der Ausrede „er verdient ja mehr“… Zudem der Staat dem Vater erst seit neuestem 2 Wochen Vaterschaftsurlaub erlaubt.
Ich gratuliere dem fortschrittlichen, emanzipierten Land.
Und Frankreich, wo die Frauen zwar schon länger den Rabenmutterstatus hinter sich gelassen haben, da sie meist Vollzeit arbeiten (und im Schnitt 40% weniger verdienen wie die Männer), die Kinder in die ‚crèches‘ gesteckt werden (nichts gegen crèches), da die Männer garantiert nicht weniger als 100% arbeiten wollen, Catherine Deneuve die ‚me2’ Bewegung als „Denunziantionskampagne“ runterspielt und die Frauen selbst von Männern mit Format ‚salopes‘ genannt werden.
Ja, ich weiss, wir Frauen haben es hier in der Schweiz und in Frankreich viel besser wie in Saudi Arabien, in Indien und in vielen Ländern dieser Welt. Nur ist das noch lange nicht der Grund, uns immer noch ,salopes’ zu nennen, uns weniger zu bezahlen, uns mit Almosen wie Krippen und 50% der Jobs per Gesetz zu überlassen abspeisen.
Wir brauchen echte, ehrliche und mehr von Frauen formulierte Gesetze, Hilfsbereitschaft seitens der Männer, Unterstützung und Wertschätzung. Wir alle auf dieser Erde brauchen weniger Habgier, Hahnenkämpfe und Muskelprotzen. Weniger bzw. keine Kriege, Vergewaltigungen und Armut.
Wir brauchen mehr Gerechtigkeit. Und ich bin überzeugt, dass wir Frauen das hinkriegen würden. Wenn wir schon nur mal in unseren Breitengraden anfangen dürften…
Liebe Leserinnen und Leser, nein, es ist noch lange nicht genug und wir sind noch lange nicht am Ziel. Das zeigt uns die heutige Weltlage bestens. Wir ‚salopes‘ und unsere männlichen Ausnahmen sind jetzt gefragt. Um diesem Wort zu trotzen und fest entschlossen einer besseren Welt entgegenzutreten.