Nun liege ich wieder einmal auf meinem Sofa. Ich kann es selber kaum glauben. So viel hatte ich um die Ohren, und das wird auch so noch bleiben in nächster Zeit. Selber schuld. Neben mir Salbeitee im Steingutkännchen. Ein Erbstück der ehemaligen Nachbarin meiner Mutter. Wenn ich gerade so mal überlege, dann erzählt mir eigentlich jeder einzelne Gegenstand oder jede Pflanze in meiner Wohnung eine Geschichte. Ich könnte ein Buch schreiben mit dem Titel „meine Gegenstände erzählen“.
Und apropos Geschichte: Auf meinem Bauch liegt das Reclam Büchlein ‚De cultura hortum‘ von Walahfrid Strabo, ein Mönch, der Anfang 9. Jahrhundert über den Gartenbau schrieb. Dieses Büchlein lag unter meinem Sofa, welches ich vorhin umplatzierte. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob seine neue Position mir wirklich gefällt. Ein wenig komme ich mir vor, wie zu meinen Kinder- und Jugendjahren, als ich das Zimmer immer wieder mal umstellte.
Nun steht jetzt mein Sofa nicht mehr vor (ja, vor) dem Büchergestell, sondern an der Wand daneben, mit Blick auf den Esstisch. Da ich jetzt aber drauf liege, mit meinem Salbeitee daneben, fällt mein Blick aufs Bücherregal und dem Mann an meiner Seite bzw zu meinen Füssen, am anderen Ende des Sofas. Mein Sofa übrigens, habe ich das schon mal erwähnt?: Der beste Kauf meiner Lebenskarriere! Jeder Rappen Investition hat sich gelohnt. Ich würde es gerade wieder kaufen.
Jetzt aber zurück zum Salbeitee. Den habe ich mir gemacht, weil ich erstens saumässig Halsweh habe und zweitens, weil der Walahfrid in seinem Büchlein den Salbei als ein wunderbares Kraut beschrieb. Genau. So kam es zu meinem Salbeitee. Um meinem Halsweh den Garaus zu machen. Meine Halsschmerzen sind wohl das Resultat aus schwitzen, Zugluft, Klimaanlage (‚der Kluge fährt im Zuge‘ inklusive einer halben Lungenentzündung) , Müdigkeit und frieren. Letzte Nacht meinte ich, mir seien ein paar Rasierklingen im Hals stecken geblieben. So fest schmerzte mein Hals. Kamillentee habe ich die ganze Nacht getrunken und gegurgelt. Und ‚Homeogéne‘-Tabletten gelutscht. Einen Seidenschal mir umgewickelt und einen kratzigen, dicken Wollpullover mit hohem Kragen angezogen. Am Morgen meinte ich, ich hätte Fieber. Es war aber eher Überhitzung auf Grund meiner Schlafgarderobe, bei diesem Augustwetter. Und das im Mai. Ich liebe dieses Wetter. Von mir aus könnte es so weitergehen bis und mit Oktober.
Serafino ist bei diesem Wetter um einiges ruhiger. Herrlich! Zugegebenermassen musste ich zudem einige Gänge zurückschalten, achtsam werden, fein werden, damit der vierbeinige Punk nicht immer aufbegehrt sondern sanft protestiert. Gestern, als wir dem Serafino „den Tiger zähmen“, eine Tellington-Anbinde-Manier, beibringen wollten, ist er so entspannt in den Seilen gehangen, da war es eher ein „das Kätzchen kraulen“. Ein Schnurren hat nur noch gefehlt.
Apropos Schnurren und in den Seilen hängen: Mir fallen fast die Äuglein zu. Ab ins Bett!