Rösslidrama

Ein Pferd, das in den leeren Pferdeanhänger geht ist ja schon eines, drin bleiben und ruhig wieder raus das Zweite, mit Türen zu drin Ruhe bewahren das Dritte, mit geschlossenen Fenster das Vierte, das dann alles mit laufendem Motor das Fünfte, fahrend in Begleitung (verboten aber unumgänglich) das Sechste, fahrend ohne Begleitung das Siebte. Nennen wir das mal Step one.

Jetzt alles von vorne mit Stangen und Wänden. Rein zu gehen das Erste, rein u ruhig raus das Zweite, drinnen Balken vorne zu das Dritte, drinnen Balken vorne und hinten zu das Vierte, alle Balken plus Türen zu das Fünfte, das Sechste noch die Fenster, das Siebte mit Motor, das Achte mit jemandem drin fahrend, das Neunte? Ja genau: Das alles ganz alleine.

Wie um Gottes Willen soll man einem freiheitsliebenden Punk-Rabauze erklären, er solle jetzt mal „chillen“ oder: „Kumm moll obenabe“ , wenn er in einem klappernden, rumschüttelnden, dunklen Gefährt auf kleinstem Raum eingepfercht rumkutschiert wird? Zudem das noch ganz alleine?

Ich weiss ja nicht, ob er mein altes Skateboard heimlich in den Hänger mitschmuggelte. Auf jedenfall rumpelte es wie in einem Skateboardpark, Rampe rauf Rampe runter, und dementsprechend fanden wir ihn. Einen Trick grandios gemeistert, nämlich den halben ‘Threesixty’ , also er, nicht das Rollbrett, und er sah auch dementsprechend aus. Oder haben sie schon mal einen unversehrten Skater gesehen? Schrammen und Beulen gehören dazu. Mit seinem Supertrick hat er sich aber nebst den Verletzungen ein bisschen ins Elend manövriert, und so mussten wir an der nächsten Raststätte anhalten und ihn aus der Enge befreien ohne ihn aus dem Hänger zu lassen. Sonst wäre er noch mit den Autos um die Wette gerannt. Die Stangen und sonstigen Hindernisse wurden abmontiert, ins Auto verfrachtet, und wir fuhren weiter. Somit wurde es dem Rampass im Hänger langweilig, und er tobte nur noch innerlich bis zur Ankunft.

Tja, zwei Tage mexikanischer Kurs mit Alfonso Aguilar fand er flott. Da gab es auch Hindernisse zu durchqueren, aber ohne Schrammen und Beulen abzubekommen. Nur, diese zwei Tage gingen schnell rum und der Nachhauseweg stand vor der Tür.

Da ich mit Serafino lebend und dem Hänger ganz wieder zu Hause ankommen wollte, entschied ich mit der Tierärztin, den schon aufgeregten Serafino mit zwei Spritzen vor dem Einsteigen ein bisschen „obenabe“ zu holen. Mich hätte Wunder genommen, ob ein paar Space Cookies den gleichen Effekt gehabt hätten. Wären wohl billiger gekommen wie die Tierarzt-Rechnung und hätte länger gehalten. Jänu.

So sind wir mit dem sedierten Pferdchen zurück und Gott sei Dank ohne zusätzliche Schrammen im Stall angekommen.

Was ich gelernt hätte im Kurs, wollte Alfonso wissen. Ja, viel. Es war wirklich toll. Nur was ich obendrauf noch gelernt habe: Einen Punk sperrt man nicht so leicht ein.
Vive la liberté!