Also dieses Jahr stellte ich mir vor, ich könnte vor Weihnachten alles mal locker nehmen und mit Serafino kräftig wandern gehen. Aber man hat ja noch viele Vorstellungen. Denn natürlich alles so nebenbei noch organisieren, war dann doch ein bisschen Selbstüberschätzung. Zudem ich Heiligabend mit unter anderen einem Kind und zwei Teenagern verbringe. Da mussten Geschenke her. Zum ersten Mal habe ich sie nicht in letzter Sekunde eingepackt, sondern am 22. Dezember. Die Päckli vom Buchladen waren so was von unsexy, da musste ich Hand anlegen.
Meine Mutter wäre eifersüchtig, würde sie die sehen. Sie bekam ihr ganzes Mutterdasein immer entweder von unfähiger Kindeshand eingewursteltes Selbstgemachtes und als ich Teenager war Gutscheine, welche sie nie einlösen konnte, weil ich keine Zeit oder Lust hatte. Später kam mir meist nichts in den Sinn und wenn, dann um viertel vor Ladenschluss, hopplahopp in irgendeinen Papierfetzen und...oje.
Sind wir mal ehrlich; was gibt es schöneres, als ein wundervoll verpacktes Geschenk zu erhalten? Da spielt schon fast der Inhalt keine Rolle mehr. Aber das braucht Zeit und Musse. Ich musste 49 Jahre alt werden für die Verpackungsreife.
Meine Freundin G macht seit eh und je die schönsten Verpackungen mit noch ein paar selbstgefaltete Kranichen, Sternen oder Schmetterlingen dran. Ich habe schon eine ganze Sammlung davon.
Geschenke in schönem Geschenkpapier öffne ich immer sorgfältig, und das Papier verwende ich wieder. Meine Grossmütter haben es früher sogar gebügelt, inklusive den Schleifen. Von denen habe auch ich eine Sammlung. Nebst Kranichen & Co von G besitze ich eine Kollektion jeglichen Päckli-Angehöngsels.
So habe ich dieses Jahr meine Musse walten lassen, die Verpackungsschatztruhen geöffnet und 4 (!) Stunden lang Päckchen eingepackt und geschmückt. Danach war ich fix und foxi. Aber stolz.
Mir graut schon jetzt davor, dass sie ritschratsch aufgerissen werden könnten. Wehe! Dann mache ich aber nie mehr schöne Päckli!
Ein weiteres Projekt war der Tannenbaum. Dieses Jahr, so stellte ich mir vor, würde ich den Gummibaum und die kleine Palme schmücken. So richtig historisch. Denn seit wann gibt es Tannenbäume in Bethlehem bitte? Nun, keinen Tannenbaum an Weihnachten, da würde mir mein Bruder die Geschwisterschaft künden. Das will ich natürlich nicht riskieren.
Das blödste am Tannenbaum finde ich nämlich das Abbauen. Den ganzen Klimbim wieder in die Schachteln zurück versorgen, und das allerschlimmste sind die Nadeln, welche vom trockenen Baum fallen und überall herumliegen. Damit ich nicht das ganze Treppenhaus wischen muss oder den Luftschacht mit Nadeln verstopfe, werfe ich ihn immer zum Fenster hinaus. Natürlich mit meiner Nachbarin unten, draussen stehend und sehend, dass nicht gerade ein Passant durchgeht und ich ihn möglicherweise noch mit dem Tannenbaum erschlage. Vom Himmel hoch da komm ich her. Nach dem Abwurf muss ich den halbkahlen Baum nur noch bis zu den Mülltonnen ziehen. Hönsel und Gretel hätten gescheiter Nadeln anstatt Brot gestreut. Denn die Spur meines Baumes sind noch ewig zu sehen. Aber mich fragt ja keiner
Nun gibt es auch dieses Jahr wieder einen schön grossen Tannenbaum, am 23. auf der anderen Strassenseite im Blumenladen gekauft und zu Hause geschmückt.
Bald werden die schön eingepackten Geschenke darunter gelegt, die Bienenwachs-Kerzen angezündet und gesungen:
Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum