Last Supper

Diese Woche wurde ja wieder mal Corona Zirkus Maximus aus den Regierungsmäulern verkündet. Aber was soll’s. Langsam sind wir es ja gewohnt, den Winter zu Hause zu verbringen und von grossen Weihnachtstafeln, Silvesterfeiern und der weiten Ferne zu träumen. Um das kommende Eingesperrt sein einzuläuten, wurden das Weihnachtsessen der Musikschule zum ‘Last Supper’ und das Adventskonzert zum ‘Ausklang ‘ umbenannt. Und weil das Tanzbeinen auch wieder verboten wird, fuhr ich kurzfristig mit Bambi 2 und D nach Züri ins Kaufläuten, um beim ‘Last Dance’ teilzuhaben und zum letzten Mal in diesem Winter in der grossen Meute zu tanzen. Ich kam mir vor wie am letzten Tag in Übersee, wo ich von den Leuten Abschied nehmen muss, welche ich lange nicht mehr sehen werde.

Und ja, wie sie lesen: Ich lebe noch. Zwar angeschlagen, denn mit bald fünfzig nach einer strengen Woche mal so Hopp nach Züri zu fahren und nach fünf Stunden pausenlos tanzen Hü wieder durchs Schneeregengestöber heimwärts und erst um viertel vor sieben im Bett zu sein, hängt einem man nach fast zwei Jahren Corona-Rumsitzen doch ein weeneli an. Und gestern habe ich an einer Einladung so viel allerfeinste selbstgemachte « Männälä » gegessen und « Gendarmes » und « Saucisson » und « Fromage » « Chocolat chaud » und natürlich auch Crémant d’Alsace und Rotwein und ein ‚Armaniäkli‘, das steckt man mit bald fünfzig auch nicht mehr so schnell weg. Mein Magen sprach bis morgens früh mit mir, ich glaube es war Alt-Elsässisch, ich hab’s nicht ganz verstanden. Meine Mutter kam mir dafür in den Sinn: „Ich kann nicht mehr so spät so viel essen“. Jetzt bin ich auch schon so weit. Und ja, mein Kopf poltert. Dem versuche ich vergebens, die kalte Schulter zu zeigen.

So hang ich heute in den Seilen. Zum Einklang des kommenden einödigen Winters. Und flickte nachmittags eine von den Motten verlöcherte Wollhose vor dem Kamin. Und jetzt ist es dunkel. Es ist erst Anfang Dezember. Die Nächte werden noch länger. Die trüben Tage noch kürzer.

Was für Aussichten !!!!