Kulinarisch

Es gibt viele Gründe, welche das Reisen in ferne Länder reisenswert machen. Aber eines meiner Hauptgründe ist das Essen. Oh, wie liebe ich es, in der Fremde kulinarisch Neues zu entdecken, oder mir schon mal Gemundendes wieder zu essen.

Plan Nummer zwei wäre ja eigentlich eine Woche Israel und darauf per Bus weiter nach Ägypten gewesen. Ich sah mich schon mit U zusammen im Strandcafé in Tel Aviv sitzen, die Füsse im Sand vergraben, mit einem Glas feinem Chardonnay anstossen, darauf Pitabrot ins Humus tauchen und Mmmmmmmm.

Nun, dieses Szenario muss noch warten, zudem sei es am Regnen, schrieb U, da esse ich jetzt halt Fladenbrot mit Baba Ganousch oder anderen Köstlichkeiten, mit einem Glas Wasser oder Beduinentee. Übrigens essen die Beduinen immer noch traditionell mit den Händen und das Fladenbrot dient stückchenweise als Hilfe um den Reis oder anderes zerkleinertes packend vom Teller in den Mund zu bekommen.

Heute gab es frittierten Papageienfisch, er wurde mit seinen grossen Schuppen am Strand direkt im Wasser geputzt und ausgenommen. Danach in Stücke geschnitten und fein säuberlich mit Mehl paniert. Gerippe, Flossen und Kopf damit. Dann wurde er in der Pfanne im Öl goldbraun und knusprig gebraten. Dazu gab es Tahinisauce, Salat und zweifarbigen Reis. Zweifarbig heisst nicht zwei Sorten, sondern der Trick ist: man röstet die Hälfte der Reiskörner in Öl an, und wenn sie schön braun sind, kommt die andere Hälfte dazu inklusive Wasser und Salz. So einfach geht die Zweifarbigkeit.

Gestern hab ich Spaghetti Bolognese vorgekocht und Instruktionen zu Pesto mit dem Mörser gegeben, da sie keinen Mixer hatten. Der arme Memo hat eine Viertelstunde lang die Kräuter mit Öl und Knoblauch gemörsert. Anstatt Pinienkerne kamen Cashewnüsse hinzu, und am Schluss der zum Glück schon fein geriebene pseudo-Parmesan, dem Geschmack eher jungem Sprinz ähnelnd, aber es war trotzdem gut und die Herren waren glücklich. Es sei noch zu erwähnen: Die Spaghettis wurden gekonnt in italienischer Manier mit der Gabel, ohne Löffel und ohne sie kürzer zu schneiden, aufgerollt. Das könnten noch einige Europäer von ihnen lernen.

Heute Vormittag sind wir mit dem Boot nach ,Blue Lagoon’ gefahren. Riesen Wellen hatte es. Hui, das war toll. Ich stand oder besser wippte vorne neben dem sehr jungen Matrosen, fast noch ein Kind, welcher das Boot gekonnt durch bzw gegen die Wellen steuerte. Jetzt liege ich in einem Hüttli, 5m vom Meer entfernt, mit Wänden aus Bambus sowie Sperrholz und einem Palmenblätter-Dach. Das Meer tobt draussen auf dem Riff, der Wind bläst wie verrückt und lässt die Palmenblätter wedeln und das Hüttlein knarren. Herrlich.

Bevor wir aufs Boot stiegen, mussten wir Proviant einkaufen, denn hier kommt man nur zu Fuss, zu Kamel oder zu Boot hin. Ich habe wieder zwei Hühner gekauft, aber diesmal viel glücklichere und gesünder aussehende in einem anderen Laden. Scheinbar eine ägyptische Rasse. Doch die haben geschrien und gejammert, als der Mann sie aus dem Käfig nahm, bis er ihnen den Garaus machte. Ich hatte richtig Mitleid. Ihr Leben gefiel ihnen wohl besser wie den anderen. Tja. Da kommen mir gerade Vegetarier-Gedanken. Aber soweit bin ich noch nicht. Morgen werden sie gegrillt. Hoffentlich sind sie nicht so zäh, wie die vom letzten Mal. Sonst überlege ich es mir zumindest hier, Hühner-Vegetarierin zu werden.

Katzen hat es hier in ‚Blue Lagoon’ auch. Nur sind sie fürchterlich krank, zerzaust und eklig anzusehen. Zudem so frech und flink, kaum passt man nicht auf, Zack, sind sie in der Küche oder Richtung Teller vorgeprescht. Wer diese Schnapsidee hatten, Kätzchen bis hierhin zu schleppen und sie dann ihrem jämmerlichen Schicksal zu überlassen, sei dahingestellt. Ich habe so meine Befürchtungen…

Sie fragen sich jetzt vielleicht, wo in meinen Erzählungen die Beduinen Frauen vorkommen und was die denn so machen. Das frage ich mich auch. Die sieht man nämlich nie. Weder in den Läden, noch auf dem Markt, noch in den Hotels und Restaurants, noch in den Strassen. Aber da es Kinder gibt, die hier rumstreunen, muss es auch Frauen geben.

Sind sie wohl gerade am feines Fladenbrot backen, Reis anbraten, am Gemüse rüsten und was herrliches zum Essern zaubern?

Ich komme !