Gestrandet

Nun ist es auch mir passiert: Mein Anschlussflug wurde annulliert, und ich blieb in Lissabon stecken. Was ja eigentlich nicht so schlimm wäre, denn Lissabon ist eine schöne Stadt, zudem der Flughafen nicht weit des Zentrums wäre wäre wäre. Nur nützte mir dies nichts, denn dass der Flug annulliert wurde, erfuhr ich erst, als ich schon 3 Stunden auf die Gate-Angabe wartete. Und wie es weiter ginge nochmals zwei Stunden später. Ich nahm für einmal alles mit Gelassenheit, ärgern nütze ja nichts, sagt man. Nur dass sie mir ein Ticket für den übernächsten Tag in die Hände drückten (mir aber nur für eine Nacht einen Hotelgutschein gaben) merkte ich erst per Zufall, schon gemütlich im Radisson-Bett liegend, bereit für eine Siesta. Da war aber fertig Gelassenheit.

Es sei zu erwähnen, dass alles mit einem havarierten grossen Zehen auszuhalten war, wohl seine kleine Rache, beleidigt, im letzten Text nicht genannt worden zu sein. Denn es gab noch keinen Sandalen-Ferienaufenthalt, an welchem ich meinen grossen Zehen nicht blutig schlug. Dieses Mal kurz nachdem ich den letzten Text hochgeladen habe und mich das allerletzte Mal für diesen Trip bei Flut in die Wellen stürzte. Und die Steine vergass. Autsch. Am Flughafen von Lissabon wurde mein verletzter Fuss in eine warme billig-Pantoffel gesteckt, da mir die montierten geschlossenen Schuhe genau auf die havarierte Stelle drückten. Lieber lächerlich aber schmerzfrei.

Also raus aus dem weichen Bett, wieder zurück an den Flughafen. Nach nochmals 2 Stunden, inklusive Tränen, exklusive Nerven, konnte ich mir dann einen Rückflug am folgenden Tag nach Genf aushandeln. Zürich sei überbucht. Somit blieb mir für den Resten dieses Horrortags nur noch meine Nerven und meinen Fuss im grossen, weichen Hotelbett gesund zu schlafen. Lissabon, sowieso verregnet, konnte mir gestohlen bleiben.

Nun, wieder am Flughafen, auf den natürlich verspäteten Genfer Flug wartend, langsam Taschentücher gebrauchend, da die lieben Herren der Fluggesellschaften und der Flugplätze ja, weil in Hemden, Krawatten und allerlei postkolonialem oder militärindoktrinierten Dresskodestoffen eingepackt und darum schwitzend, die Klimaanlagen auf das Maximum drehen, aber wir Frauen auf der Reise bis auf die und inklusive den Knochen schlotternd, zu Hause angekommen, knapp an einer Lungenentzündung vorbei gekommen, gute zwei Wochen erkältet unser Dasein erschwert ertragen müssen. Ich werde bald einmal eine internationale Petition eingegeben: Nieder mit den Klimaanlagen!

Nun in Genf gelandet, mit einer Stunde Verspätung, braucht man eine Schweizer Geldmünze, um einen Gepäckwagen zur Hilfe zu haben. Die passende habe ich nicht. Haben die Genfer nicht alle Tassen im Schrank? Zum Glück funktioniert auch hier nicht immer alles, uns es gibt einige mit kaputten Schlössern. Meine alten verbeulten Rimowa-Koffer kommen mit priority-Zetteln als erstes an, und es reicht noch, mir eine wohlverdiente Milch-extra Schoggitafel für die Zugfahrt zu kaufen. Jetzt hoffe ich nur, dass meine Guava- und Maracujakonzentrate sich nicht über das ganze Gepäck verteilten. Aber den Koffer wird erst zu Hause angekommen aufgemacht. Jetzt geniesse ich erstmals die Zugfahrt mit Aussicht auf die sonnige Heimat und Schweizer Milchschokolade im Gaumen. Herrlich.