Wenn ich in die Tropen verreise, gibt es garantiert einen Sonnenbrand und auf jeden Fall eine Magendarmverstimmung. Da nützen jegliche Vorsichtsmassnahmen nichts, da kann ich noch so sorgfältig sein, ich kann machen wie ich will, es ist hoffnungslos unumgänglich.
Dieses Mal habe ich mir meinen Sonnenbrand im Schatten eines Betongebäudes geholt. Unter seinem Vordach. Um mich ja nicht zu verbrennen. So döggelete ich, mich im Schatten schützend, einen Text auf dem Aussensofa in mein iPhone, und als meine Gastgeber nach einer Stunde dazukamen, fragten sie mich, warum ich so lange in der Sonne gewesen sei und erst jetzt im Schatten sitze. Ich sei „bem vermelho“. „Ich war nur im Schatten!“ rief ich entsetzt. Ich rannte zum Spiegel und schnell wieder weg. Wie hässlich! Ein „camarão“! Wir kamen zum Schluss, das wohl der Terrazzoboden die Sonne reflektierte und so war ich einseitig rot, am Hals sah ich aus wie ein Zombiestreifenhörnchen.
Und wie ich zur Magenverstimmung kam, das war wirklich rätselhaft. Ich esse ja immer überall alles. Somit könnte man sagen, dass ich eher leichtsinnig bin. Nicht wie mit der Sonne. Aber dieses Mal war es von mir aus gesehen grundlos. Schaukelte ich ein bisschen in der Hängematte gegen Abend. Dann urplötzlich war mir speiübel. Zuerst gab ich der Hängematte schuld. Dann lag ich ins Bett und alsbald musste das Klo und der danebenliegende Abfallkübel herhalten. Danach schlief ich bis am anderen Tag: Mein Verdauungsapparat war wieder zufrieden. So einfach ist das.aber warum? Wir kamen zu keinem Schluss
Und zum dritten Unumgänglichen: Die Abschiedsmelancholie. Der letzte Tag der Abreise. Es fängt schon mit der schlaflosen Nacht davor an. Morgen muss ich noch von dem und dem profitieren, das und das einpacken, einkaufen, essen, sehen,…. und alles mit einem Seufzen. „Saudade“ fängt schon an, bevor man überhaupt vermissen kann. Weil man das bald zu vermissende eben noch hat. Zwar das Gegenteil, aber ein bisschen ähnlich ist die Vorfreude. Da freut man sich auf etwas, welches man noch nicht hat. Der Satz: Freue sich nicht zu früh, ist bedenkenswert. Wird man bei Vorfreude danach enttäuscht, hatte man mindestens zuvor Freude. Freut man sich nicht, und danach verläuft es sich noch unglücklich, hatte man zweimal keine Freude.
Aber wieder zum Abschied. Ich geniesse gerade die letzten Minuten Strand, hüpfe manchmal ins Meer und bin im Kopf aber schon am Koffer packen, im Taxi, am Arbeiten und mich psychisch vorbereiten auf die Kälte, die nackten Bäume, die Winterkleider, die bleichen Menschen, den angekündigten Regen und die viiiiiiiele Arbeit, welche mich in den nächsten Wochen erwartet. Und alles mit einem letzten Blick auf das tobende Meer, mit dem Sausen des Windes in den Ohren, den vom Wind klebenden Sand an den Backen, und einem langsam knurrenden Magen nach einer letzten Tapioca, oder einem Pão de queijo, oder Pastéis de camarão?