Nun liege ich wieder mal auf meinem Sofa. Die Cappuccini sind getrunken. Die Sonne schafft’s nicht mehr bis hierher, sie steht schon höher. Und sie scheint, schon seit Wochen, die Pflanzen, bereit ihre Blättlein auszustossen, das Licht der Welt zu entdecken, lechzen nach Wasser. In ein paar Tagen kommt Regen, sagt meine App.
Seit heute ist Sommerzeit. Judihui. Und seit ein paar Tagen Frühling, Doppeljudihui. Ist das nicht die schönste Jahreszeit? Verheissung auf Neues. Auf längere Tage, helle Abende. Es spriesst, grünt und blüht, die Vögel zwitschern freudig und manche fliegen bald wieder aus ihren Winterquartieren herbei. Die Winterschläfer erwachen langsam. Die Menschen kommen aus ihren Häusern und Wohnungen heraus und gesellen sich draussen. Der erste Grillabend habe ich auch schon hinter mir. Bald schon werden einem die Grillanlässe zu den Ohren raus kommen. Da werde ich wohl als Gegenaktion einen Fondueabend auf meinem Dach starten. Das bewährt sich sowieso, Fondue draussen, da danach die Wohnung nicht drei Tage danach riecht. Raclette & Co kann ich auch draussen empfehlen. Ich frage mich sowieso, warum man heutzutage diese Gerichte noch Traditionsgemäss im Winter isst und nicht im Sommer draussen, wo jeder sein Feuerchen macht und das Ganze ohne vermieftes Heim vonstatten gehen kann. Und erst noch eben : auf dem Feuer und nicht auf der Gel-Flamme…
Nur bin ich trotz Vogelgezwitscher irgendwie noch im Winterschlaf-Modus. Ich könnte nur schlafen. Gestern, um 18h ins Bett gekrochen. Eine Pre-Party-Siesta hätte das sein sollen. Ich bin nämlich eingeladen worden zum Geburtstagsfest. Das erste Mal bin ich um 20h erwacht, ich wollte aufstehen, schlief aber sofort wieder ein, das zweite Mal um 21.30h, auch dieser Versuch, mich aus den Laken zu schälen misslang, und beim nächsten Erwachen, nämlich um Mitternacht rum, kapitulierte ich und schlief bis zum Morgengrauen. Elf satte Stunden schlief ich insgesamt. Das ist für mich schon Rekord verdächtig. Soviel zu mir und dem Frühling. Frühjahrsmüdigkeit?
Ich war gerade googeln. Naja. Ich kenne normalerweise eher die Winterdepression. Aber sind wir mal ehrlich, so nach zwei Jahren Corona-Massnahmen durchstehen und den neuesten Aussichten auf einen bestehenden Weltfrieden, da bleiben einem die Frühlingsgefühle in den Adern stecken oder vergehen einem sofort. Und mein Aufenthalt in Ägypten hat mich ehrlich gesagt auch nicht erheitert. Denn Armut und die Aussichtslosigkeit auf Besserung bricht mir das Herz.
Nur Serafino, seit meiner Rückkehr in feuriger Frühjahrsstimmung, der hält sich und mich auf Trab. Und seit unserem gemeinsamen Agility Kurs und positivem Input der Tierärztin, Hufpflegerin und Trainerin sehe ich seine Spinnereien als Lebenslust, sein Rumgumpen als Lebensfreude, seine Täubeleien als Teenager-Streit und sein tägliches Wiehern, wenn er mich sieht, weiterhin als Zuneigung bzw als Tatsache, dass ich doch das meiste richtig mache.
Nun, vielleicht sollte ich mich jetzt langsam aus dem Pyjama schälen, mich in die Klauen des Frühlings begeben und mich von Serafino’s Frühlingsenergie ein bisschen anstecken lassen.