Einmal volltanken, bitte!

Nun sitze ich im Auto. Die dritte Tankstelle. Einskommazwei Liter hatte es noch an der ersten. Dann war Ebbe. In meinem Tank ist auch Ebbe. Diesen Liter kam mir gelegen. Um die nächste Tankstelle aufzusuchen, welche eine Schlange hatte, wie ich sie nur von tropischen Inseln kenne. Nachdem das Tankschiff endlich wieder mal geankert war.

Zu achtzig Prozent sind es Schweizer und Deutsche, welche hier über der Grenze von Macrons generösem Steuergelder Verschwenden dazuprofitieren. Und die Tankstellen lehrsaugen. Ich darf jetzt mit meinem Elsässer Kennzeichen und in Frankreich zahlenden Steuern in Elsässer Manier über die Einkaufstouristen bzw Tanktouristen wettern. Zudem kann ich mich als Schweizerin über die Franzosen lustig machen.

Wenn man also dem Franzosen das Benzin selbst aus seiner eigenen Kasse verbilligt, ist jegliche Ungerechtigkeit vergessen, und er zieht zufrieden sein gelbes Gilet aus.

An der dritten Tankstelle, wo ich jetzt stehe, sind die Hälfte der Kartenautomaten ausgestiegen, zudem plappert es aus irgendwelchen Lautsprechern irgendwelche Werbung für den dazugehörigen Supermarché, inklusive für die Sehbehinderten die Tank-Anweisungen. An allen sechs Tanksäulen wird was anderes angepriesen. Mich würde nicht wundern, wenn da irgendwann mal ein Anwohner Amok läuft und die Lautsprecheranlage samt Tankstelle in die Luft sprengt. Aber vielleicht bekommen die Anwohner einen Beruhigungs-Sonderrabatt.

Noch ein Auto vor mir. Dann bin ich dran. Nur will meine alte Dame für die letzten Meter nicht mehr anspringen. Das fehlt noch. Beim vierten Versuch klappt es.

Und nun noch eine Hürde. Mein Knopf, um den Tankdeckel zu öffnen, ist abgebrochen, ich muss mühsamst mit einem feinen Schraubenzieherchen den Kontakt finden. Brille bitte! Handy-Taschenlampe an. Soweit ist es schon mit mir. Doing! Geschafft.

Jetzt klingelt noch mein Telefon. Ich nehm’s ab (Nein, mein guter Freund R, Elektroingenieur für Flugzeuge, hat mich mal ausgelacht: alles Humbug mit der Explosionsgefahr. Seitdem telefoniere ich auch an Tankstellen.). Zum Glück gibt’s eine Sicherheitskontrolle mehr in Frankreich, damit sich der Bürger ja nicht vergreift und den falschen Treibstoff reinlässt. Hierzulande gehen bekanntlich Kontrolle und Sicherheit über den gesunden Menschenverstand. Damit ein Kind im Dorf-Verein eine Sportart ausüben darf, muss es einen Attest beim Hausarzt holen. Ja. Gesicherte Gesundheit. Einen gesunden Lachkrampf bekam ich da, als ich dies vernahm.

Nun, zurück zu dieser durcheinander plappernden Tankstelle, wo einem jeder gesunde Menschenverstand und die Konzentration abhanden kommt und sehr wahrscheinlich manch einer’s Geduld zu Ende geht. Dazu kommt noch den komplizierten Automaten bedienen und mein Telefonat, schon vergreife ich mich im Schlauch. Gottseidank sind wir in Frankreich! Es kommt nichts aus dem falschen Schlauch raus. Hoch lebe die Sécurité! Vive la France! Und guter Dinge fülle ich meinen Tank mit dem richtigen Treibstoff. Die Lady springt brav an, und wir tuckern los.

Ach ist das herrlich, mit vollem Tank und erst noch billigerem Treibstoff rumzufahren!