Einmal Prinzessin bitte!

Wer träumt schon nicht vom Prinzessinnen Dasein als Mädchen. Im schönen Prinzessinnenrock mit silbern oder golden glitzernden Schuhen. Am besten noch mit dem Märchenprinz dazu.

Nun, so was ähnliches habe ich erlebt. Ich musste nur mit dem Flugzeug bis Mauritius. Da war ich nämlich zur Hochzeit eingeladen. Einer indischen Hochzeit. Die dauert drei Tage. Mein guter Freund R, der Bräutigam, indischer Abstammung, in Mauritius geboren und aufgewachsen, war schon fast verpflichtet mich einzuladen. Ich habe ihn nämlich vor vielen Jahren schon halb dazu gezwungen: „Wenn du Mal heiratest, komme ich an deine Hochzeit“. Nun, nach 14 Jahren Freundschaft war es dann so weit. Er lud mich mit meinem „Pascha“, wie A so schön sagt, nicht weil er faul ist, sondern sie mich immer „Prinzessin“ nennt, welche jetzt ihren Pascha gefunden hat, ein.

Am ersten Tag dieser drei Tage Hochzeit wird das zukünftige Hochzeitspaar mit Musik und Tanz eingefeiert. Am zweiten Tag ist die Hochzeitzeremonie mit einem hinduistischen Priester, wo das Paar unter vielem anderem gemeinsam viermal um ein Feuer und danach sieben Schritte mit sieben Versprechungen gehen muss. Und am dritten Tag ist die Hochzeitsparty.

Drei Tage Hochzeit heissen sowohl für das Brautpaar wie auch für die Gäste drei verschiedene Outfits. Dank einer länger anhaltenden Magenverstimmung ein paar Wochen vor dem Abflug, kam ich wieder in die eleganten Kleider meiner Garderobe. Gerettet! Dazu wurden die glitzernden Highheels im Keller gesucht, gefunden, abgestaubt und eingepackt. Nur, in Mauritius angekommen, dachte ich mir, des Pascha’s Outfit könnte noch einen Farbtupfer mehr vertragen, ich vielleicht noch ein bisschen mehr Bollywood zu meinen Fahnen. Die Mutter des Bräutigams vermittelte uns eine Adresse. Und wereliwer kam mit zwei indischen Outfits aus dem Laden raus? Der Schömeli. Und dem Pascha wurde sogar ein Outfit geschenkt.

Ich sage ihnen, als wir im Laden vor dem Spiegel standen in dieser Tausendundeinenacht-Kluft, wurde mir heiss und bang. Ich erkannte mein eigenes Spiegelbild überhaupt nicht wieder. Ich und Rosarot, mit Perlen, Pailletten, Strass und goldenen Fäden. Im weiten Rock, darüber ein bauchfreies (!) Top und einen bestickten langen grossen Schal, schon fast wie ein Schleier. Dazu Gold- und Edelstein imitierte, glitzernde grosse schwere Ohrringe. Daneben mein Pascha im weinroten langen Gewand, mit Goldfäden bestickt, und seidenglänzenden dunkelroten Hosen darunter. Die Verkäuferin und eine Kundin im Laden waren begeistert, die Mutter des Bräutigams nach Erhalt der Fotos ebenso.

Der Tag war gekommen, Pediküre und Maniküre in Eigenregie war angesagt. Mir wurde vom Pascha mit einem Wackelkontakt-Haartrockner und meinen Reisehaarbürsten ein Brushing verabreicht, dann legten wir uns unsere Tausendundeinenacht-Kleider an, meine blingbling Ohrringe wurden montiert, ich trug mal richtig Farbe auf mein Gesicht bzw um die Augen, und so machten uns vor lauter Aufregung früher als früh auf ans Fest. Für die Frühankommenden wurde Henna Malerei angekündigt. Wir waren aber so früh, dass wir die ersten überhaupt waren und der Pascha sich in seinem Outfit lieber irgendwo versteckte, als die schöne Umgebung zu rekognoszieren. Nach einer halben Stunde kamen dann zum Glück die (einheimischen) Gäste, Männer und Frauen, in glitzernden, farbigen Stoffen gewickelt, und wir ernteten Applaus. Uff. Je mehr Gäste eintrafen, umso schillernder wurde der Anlass. Seidene Stoffe mit Pailletten, Perlen und Gold in Hülle und Fülle. Die Damen und Herren jeden Alters in ihren prächtigen Gewänder, Schmuck und Frisuren, eine Augenweide. Und auch die meisten europäischen Männer und Frauen trugen indische Kleider und fühlten sich im Anblick der anderen erleichtert und bestätigt. Dann trafen auch irgendwann die Hennafrauen mit der Mutter des Bräutigams ein. Aus Indien angereist. Selbst der Pascha liess sich eine Handinnenseite bemalen. So schön und flink wurde verziert. Nur musste man danach mindestens eine halbe Stunde aufpassen, dass man nichts verschmierte. Doch auch das hat sich gelohnt. Die Malerei auf der Hand wurde von Tag zu Tag dunkler und schöner.

Ja und das Brautpaar, das schoss den Vogel ab. Vom ersten bis zum letzten Tag ein brillanter Auftritt. Kleider wie im Märchen. Nur schon der Jupes des Kleides für die Zeremonie wog vor lauter Seidenstoff, Stickereien mit Pailletten und Perlen satte elf Kilogramm. Sie hat wohl im Gegensatz zu mir die drei Tage mit ihren schweren Outfits tragen, darin schwitzen, keine Zeit zum Essen zu haben vor lauter Gästen und dem vielen Tamtam die Kilos abgenommen, welche ich zunahm. Denn die Küche in Mauritius ist exzellent, natürlich mit viel Gewürzen aus aller Welt und Chili. Da musste ich schon die Tage vor der Hochzeit alles probieren. Sodass ich, dummerweise nur zwei neue Outfits gekauft, fürs letzte Fest mich in mein enges figurenbetontes kurzes Schwarze reinquetschen und den ganzen Abend den Bauch einziehen musste.

Und so vergingen die drei Feste wie im Flug. Es wurde nebst schönen Kleider tragen und viel essen viel gelacht und getanzt, getrunken und zelebriert. Und das alles in den Tropen am weissen Stand mit Kokospalmen, Bougainvilliers, schönsten Sonnenuntergängen, Flughunden am Himmel kreisend und sich in die nächste Baumkrone hängend.

Herrlich ist das Prinzessinnenleben!