Clown

Nun, ich liege, ja: Auf dem Sofa, neben mir der langsam trocken gewordene Tannenbaum in langsam aber sicheren Schieflage. Und nein, kein Cappuccino, sondern ein Grüntee auf dem Tischchen neben mir. Den Cappuccino gibt’s seit gestern verbotenerweise nur morgens, denn ich habe mich endlich endlich wieder einmal auf die South-Bitch Folterdiät gesetzt. Jetzt wurden nämlich auch die neuen Hosen langsam zu eng und die Pirellis um den Bauch stapeln sich bei horizontaler Lage horizontal. Auf Grund dieses Anblicks resultiert nun das Ende meines Schokoladendaseins. Auf in den Kampf! An den ‚Mon Cheries‘ vorbei, dem Käse trotzend, die Boulangerie umfahrend, den Mortadella malend und von den Spaghetti träumend. Dafür an einem Radieschen knabbernd, am Grüntee nippend, ein paar Mandeln naschend, Salat verzehrend und Entrecôte schlemmend. Nicht so schlecht. Aber nach zwei Wochen, das kann ich ihnen versichern, gehen einem die Fleisch- und Fischmoggen ganz schön auf den Sack, und man sehnt sich nach einem simplen Stück Lyonerwurst. Oder ein Stück Brot mit Butter drauf.

Aber nix da, jetzt wird gefastet. Mir zuliebe. Und Serafino. Denn in absehbarer Zeit werde ich ihn dann mal reiten. Momentan ist der Clown jedoch in einer Ungedulds- und Spielphase par excellence. Wenn er nicht dem großen Gymnastikball hinterherrennt oder über ihn (her)fällt, folgt er den Matten, welche ich am Auf-oder Abbauen bin, im Spurt, nimmt sie ins Maul und findet es lustig, meinen soeben aufgestellten Parcours auseinanderzunehmen. Zudem nimmt er in seiner erneuten Zahnphase liebend gerne das Führseil zum knabbern in seinen Mund, wie ein Hund, und meine Hände zu nahe gehen ihm gerade auch noch auf den Geist. Soviel zu Ziele mit Serafino in seiner abermaligen Babyphase. Spazieren oder gar wandern mit ihm ist zur Zeit auch eine Challenge, denn draussen lockt das grüne Gras und bei Wind und Matsch ist Serafino ganz lustig drauf, ich habe mir schon überlegt, ausrangierte Skis anzuziehen, vielleicht zieht er mich dann in seinem Übermut durch die matschigen Wiesen und Wälder.

Apropos „lustig drauf“: Da verlor ich mich heute auf dem Sofa ein bisschen mit meinem Handy und stellte fest, dass ich auf Telegramm, dieser „bösen“ russischen App, von unbekannt einer Gruppe zugefügt wurde, welche in Basel Lichter, meist Kerzen, für Freiheit, Frieden und Liebe anzünden, gemeinsam OM singen und meditieren. Das wäre noch was mit Serafino. Das OM und die Meditation würden ihn beruhigen, und ich könnte danach mal endlich meine frisch gelernten Longierübungen um die Kerzli mit ihm machen. Danach könnten wir in Frieden und Liebe zurück ins Elsass spazieren.

Ooooom Chanti Ooooom