Nun sitze, oder besser; liege ich wieder mal auf meinem Sofa, mein Cappuccino neben mir, die Sonne, trotz Regenschauer-Vorhersage, scheint durch die schmutzigen Fenster auf meinen in mein (Männer-)Pyjama bekleideten Körper. Draussen brummen die Autos und hier drinnen ist: Ruhe. Kein holpriges ‚für Elise‘ auf dem Cembalo, kein « tuut-tuut-quietsch-tuut….j’arrive pas! » auf der neuen Blockflöte, kein « tu m’aides? » « tu me fais? » « je ne trouves pas » « je veux » « quand est-ce que… » Nein, nix. Paradiesische Zustände! Es fehlt nur noch das Meer, der Sand und ein Caipirinha. Seufz
Liebe Frauen, wie kommt ihr überhaupt auf so eine Idee, freiwillig Kinder auf die Welt zu stellen? Und deren noch in Mehrzahl? Das ist ja reinste Sklavenarbeit! Zudem hören die Sorgen nie auf. Wenn ich meine Mutter sehe, welche heute noch, ich werde fünfzig, Nächte nicht schläft wegen ihrer Sorgen um und mit uns Kindern? Und nur schon die Strapazen der Schwangerschaft und der Geburt?! Mammamia.
Hinzu kommt noch unsere weibliche, natürliche Begabung, sich um alles und alle zu kümmern: Unsere Sensibilität, Empathie und Einfühlsamkeit. Da müssten ja schon vor der ersten Sekunde eines Kinderwunsches die Alarmglocken läuten. Denn die männliche Unbekümmertheit und Selbstverständlichkeit fehlt uns weitaus. Oh, wie bin ich da manchmal eifersüchtig! Wenn ich mir den Kopf zerbreche und grüble, und die Männer dann so mit den Schultern zuckend mir sagen: „Chantal, du denkst einfach zuviel“. Wie gerne hätte ich einen Knopf mit ‚on/off‘. Dann könnte auch ich mich mit Fussballspielen und Actionfilmen zufrieden geben. Aber nein, ich hirne, spreche, diskutiere, schreibe was mir durch den Kopf geht und lese Bücher mit philosophischem Hintergrund, um alles zu verstehen, ab und zu noch in Fremdsprachen…
Jetzt kommt mir gerade Serafino in den Sinn. Der hatte jetzt über diese Tage Ruhe von mir. Ich würde natürlich formulieren; ich habe ihn vernachlässigt. Sehen sie, da fängt es schon wieder an. Wir machen uns sogar Sorgen um unsere Vierbeiner. Mein zweites, neueres Lieblings-Hirn-Thema: Wir Frauen sind anders und machen es anders, auch mit den Pferden. Wir haben keine Brummstimme, keine Chefambitionen und viel weniger Kraft. Mit männlichem lauten Gebrummel, einer starken Hand und wenn’s nicht pariert, eines über die Rübe: Da gehorcht jedes Pferd. Aber wir mit unseren Piepsstimmen, drei Müskeli und dem Empathieblick, da zupft das Rössli gleich wieder weiter an seinem Heu oder am nächsten Grashalm.
Ich merke gerade, ich muss meinen Diskurs zu meinem neuen Lieblingsthema vertagen, ich werde gleich wieder müde, Weihnachtsnachwehen, und frage mich, wie ich so auf eine Schnapsidee kam, mir als Frau ein Pferdchen zuzutun. Nun meine Antwort:
Ich habe die Alarmglocken ignoriert.