Nun liege ich im Bikini in der Hängematte. Es geht ein herrliches Windlein, gefährlich für die Haut, denn man spürt die Hitze nicht, zudem es den Sonnenschutz über mir rumwindet, somit der Schatten eher neben mir als auf mir weilt. Ein Bäumlein wäre jetzt perfekt. Aber es wäre noch viel perfekt.
Vielleicht sollte ich meine Palme zurückerobern? Die wäre aber sicher beleidigt. Ich habe mir nämlich vor ein paar Jahren eine relativ grosse, Palmen ähnliche Pflanze gekauft und in mein Musikzimmer gestellt. Die wuchs prächtig dahin und wurde während der Proben von den Musikantinnen bewundert. Wir musizierten ihr um die Blätter und sie wuchs uns um die Ohren. Nun kam es, dass die Pflanze Besuch von Wollläusen bekam. So weisse, klebrige Biester. Entweder kamen die wegen unserer Musik oder weil die Pflanze ihnen so schmackhaft erschien. Nehmen wir mal an wegen beidem. Leider wurden in den letzten Monaten die Proben weniger und die Läuse mehr. Das war wohl die depressive Palme, welche Musikentzug hatte und somit keine Kraft, sich der Läuseinvasion entgegenzusetzen. Oder die frustrierten Läuse, welche wegen Langeweile sich mehr in die Palme verbissen. Ich fing an, die Palme einzugiften, um die Läuse auszumerzen, aber das half auf die Dauer nichts. Sie blieben hartnäckig. So musste meine Palme ins Treppenhaus in die Quarantäne den zwei anderen, von einem Pilz befallenen, Gesellschaft leisten. Der Palme gefiel aber wohl die Gesellschaft, noch war sie im Treppenhaus guter Laune, und serbelte dahin, dem sicheren Tod entgegen. Das einzige, was mir noch in den Sinn kam, war: Raus in den Regen. Sommerregen. Von dem haben wir ja genug. So schleppte ich sie runter vors Haus. Mit dem Risiko, dass sie wegkommt. Entweder von Dieben, denn wer kaputte Elektrovelos stiehlt, lässt eventuell auch kranke Palmen mitlaufen. Oder von genervten Nachbarn, welche so ein halbverreckter Palmenstrauch nicht dulden würden. Es ging auch nicht lange, da wurde die Palme von jemandem auf einen daneben stehenden Sockel gehoben. Damit man besser wischen kann?
Doch eine Woche später, als ich mit der Schere und Giesskanne runterkam, war die Palme weg. Oje, jetzt eben doch!
Mit der vorbeispazierenden Nachbarin wurde das Fehlen meiner Palme beklagt, und sonst noch geplaudert, bis ich im Park daneben, inmitten von der Stadtgärtnerei errichteten, Pyramiden ähnlichen elsässischen Blumen- und Zierpflanzenkitsch, zuoberst, in ihrem Topf thronend, meine Palme erblickte. Sozusagen einen Ehrenplatz hat sie bekommen. Ihre Blätter wehten im Winde und sie sah richtig glücklich aus. Zudem befanden sich mit blau gemalte Verzierungen auf ihrem schönen aber simplen Topf. Heieiei. Ich war ganz gerührt.
Nein, um mir jetzt Schatten zu geben, werde ich sie jetzt nicht aus dieser Komposition reissen. Und werde weiter in der Sonne in der Hängematte baumeln.