Wollfaden-Verbundenheit

Also heute Morgen musste ich noch ein paar Tränli weinen, da der Macroleon uns wieder einsperrt. Aber dann, mit dem Velo vom Pferdchen zu Hause ankommend, hat mein Magen Alarm geschlagen. Einen feinen Papaya-Salat habe ich gemacht , bin mit dem Körbchen und den ganzen Utensilien vollgepackt aus dem Haus zur Garage vom ‚Voisin‘ und wir haben in zwei 60ger Jahre Sesseln auf dem Trottoir zwischen dem immer noch nicht anspringen wollenden MG und den bald mal fertig zusammen gebauten ,av 76 Mobilettes‘ in der Sonne schwitzend den Salat zusammen gegessen. 27 Grad heiss war es heute. Herrlich. Da kamen wir so richtig in Sommerferien-Stimmung. Danach musste ich mich vor Erschöpfung gerade auf meinem Dach in der Hängematte erholen. Erst noch im Bikini. Noch mehr Ferienstimmung. Fast hätte ich eine Sonnenbrille anziehen müssen, so geblendet hat mich mein Körper. Nein, nicht vor Schönheit. Vor Blässe! Porzellanweisse Haut. Skandal. Die ist normalerweise um diese Jahreszeit schon Brasilien- oder Argentinien-vorgebräunt. Seufz.

Später radelte ich, vollgepackt mit Köstlichkeiten aus der Bäckerei, in Richtung Basel. Auf der Dreirosenbrücke wurde ich spontan zu einem Gläschen Wollfaden-Prosecco trinken eingeladen. Das war sauglatt. Haben sie schon mal aus einem an einem Wollfaden von einem zum anderen verbundenen Schämpisglas geaperölet? Diese Verbundenheit ist emotional hoch interessant. Besonders jetzt unter diesen Corona-Massnahmen-Zustände. Die Verbundenheit war aber nur von kurzer Dauer, denn ich wurde ja anderswo zum Abendessen inklusive Apéro erwartet.

Sofía freute sich sehr auf mein erscheinen, und natürlich fanden die süssen Mitbringsel grossen Nachklang. Die Marzipan-Häsli wurden von Sofía und Theo, ihrem besten Freund, klammheimlich im Kinder Zimmer zur Knetmasse umfunktioniert. Vielleicht bringe ich das nächste mal einfach Marzipan-Klumpen mit. Morgen erwartet die Eltern definitiv noch eine Antikleb-Putzaktion.

Und wir Erwachsene haben uns mit Blick auf den Rhein und dem Treiben am Rheinufer die Ränzen vollgeschlagen und die Seelen baumeln lassen. Oh du herrlicher Lenz!

Durch die frohen Menschen“massen“ am Rhein bin ich dann vor Mitternacht zurückgeradelt, immer mit einer Ausrede im Kopf für den Zoll parat, für alle Fälle. „Je viens du travail“. Doch am Zoll stand niemand und die Strassen in St. Louis waren auch menschenleer. Ausser ein paar Ungehorsamen wie ich. Das sich das ein Volk jetzt schon zum dritten Mal gefallen lässt, ist unglaublich.

Aber vielleicht sind die Franzosen ja allesamt zu Hause glücklich am Marzipan kneten und Wollfädeli-Champagner trinken.

Santé !