Räniäniä oder die Umkehrung der Schuldfrage

Wie versprochen jetzt mal ein Beitrag zur Schuldfrage und zu den Räniäniä. Zur allgemeinen Aufklärung, die Räniäniä bedeuten im Elsässer-Slang die Menstruation. (Männer, bitte jetzt nicht abhängen). Wir Frauen sind ja bekanntlich an vielem Schuld. Hätte die Eva dem Adam nicht den Apfel unter die Nase gerieben, sondern den Speck durchgezogen, hätten wir jetzt den ganzen Schlamassel nicht. Aber im Paradies gibt’s bekanntlich keinen Speck (oh, liebe Veganer: The Place to be. Schnell zum Christentum konvertieren!), sondern nur Gemüse und Obst zum Essen (Das andere nennt sich Schlaraffenland). Das Paradies und seine Speisekarte hat sich der liebe Gott, ein Mann, ausgedacht. Jetzt wäre diese Schuldfrage mal geklärt.

Als ich heute mit meinen Kopfschmerzen und den Räniäniä auf dem Drahtesel mit Gegenwind Richtung Serafino radelte, ging mir noch einiges durch den Kopf. (Das Blut stieg mir in den Kopf und die Wut auf mein Frausein gleich auch. Nicht zu vergessen die Wut auf den Gegenwind. Und meine Schnapsidee mit dem Velo zu fahren, trotz meinen/r Gebrechen)

Männer, wisst ihr eigentlich was wir da jeden Monat durchmachen? „Sie hat mal wieder ihre Tage!“ Pah! Das sind pro Monat ein paar Tage, pro Jahr 12 mal, pro Leben 40 mal 12 mal ein paar Tage, wo wir aus unserem Leibe bluten (Männer, dranbleiben bitte) und müde sind, oft Schmerzen haben und nein, absolut nicht schlechter Laune sind, sondern absolut keine schlechte Laune, keine „Bad Vibes“, kein Gejammer, kein Gemotze, keine Kritik, kein falsches Lächeln, keine Unachtsamkeit, kein Rumdirigieren ertragen können, sondern für einmal nur ernst genommen und absolut respektvoll behandelt werden wollen. Das ist alles. So einfach sind wir Frauen!

Falls also je wieder jemand schon nur der Gedanke „die hat wieder mal ihre Tage“ fällt, sofort selbstreflektierend die Worte bzw die Gedanken zurücknehmen und sich fragen: Warum hat jetzt die Frau mit „den Tagen“ so reagiert? Aus heiterem Himmel? Oder ist etwas, wo sie normalerweise die anderen Tage schweigt oder drüber hinwegsieht, zur Sprache gekommen? Vielleicht ein bisschen heftiger wie die anderen Tage? Nicht weil sie die Tage hat, sondern weil es sich angestaut hat und endlich mal raus darf? Ich glaube, da hätten wir diese Schuldfrage auch mal geklärt.

Wir Frauen trauen sich ja gar nicht mal auszusprechen, wir hätten „die Tage“, wenn Männer in der Runde sind. Ist das nicht seltsam? Denn da wird gleich die Nase gerümpft. Igitt. Blut. Wir verstecken unsere Tampons und Binden auf dem Weg zum Klo. Auch beim Einkaufen sind wir schon fast beschämt, wenn die „Hygieneartikel“ auf dem Band Richtung Kasse rollen. Wehe, der Mann muss für seine Partnerin so was einkaufen gehen. Der fühlt sich fast schon entmannt. Dafür könnte er ja (meist) froh sein, haben wir die Tage, denn so viele Hände um so viele Kinderwagen zu schieben und Mäuler zu stopfen, hätte er ja auch nicht. Da gab es zwar keine Schuldfrage zu klären, aber Klarheit zu verschaffen.

Und wenn wir Frauen diese Crux endlich mal los sind, nämlich ab der Menopause, dann sei scheinbar fertig lustig Frau zu sein, bin ich gerade am Lesen. Donnerwetter. Ihr müsst noch ein bisschen warten, bis ich da meinen Senf dazugeben kann. Laut Wikipedia bin ich mit meinen fast 49 Jahren im Klimakterium. Wenn ich da so lese, ojemine, dann bin ich dort wohl auch noch nicht. Es kann ja noch heiter werden.

Wenn ich also mal das zeitliche gesegnet habe, werde ich im Jenseits auf den Tisch klopfen und bei den Göttlichkeiten mal für Gerechtigkeit plädieren. Falls es blitzt und donnert, dann bin ich es wohl in Diskussion mit dem/der in Rage gekommenen Verantwortlichen. Da aber Unkraut so schnell nicht verdirbt, geht das noch ein Weilchen bis zur Diskussion.

Durchhalten Frauen!

Danke fürs fertig lesen Männer!