Sodeli, les jeux sont fait, rien ne va plus. Auf die Tische hab ich geklopft, mein Gepolter hat gefruchtet, die Beamten haben in französischer Manier Gutzi gegeben. Meine elsässer Kennzeichen mit dem Brezel drauf, kein Witz, sind am Auto „gemontiert“ , meine heiss geliebten Basler Nummernschilder abgeschraubt und zurückgebracht.
So fahr ich jetzt mit den Bäckerei-Kennzeichen aus der Garage und werde keines abschätzigen Blickes gewürdigt, wenn ich meinen Abfall in den Container werfe. Denn jetzt darf ich. Die schweizer ‚Zöllner‘ werfen einen misstrauischen Blick in mein Auto, bei der Rückfahrt werde ich von den Franzosen mit einem freundlichen Lächeln durchgewunken. Und das neuste Höchstmass der Gefühle ist, als Franzose auf der Autobahn einer auf der linken Spur klebenden Schlafmütze aufzufahren und Lichthupe zu geben. Das darf man als Franzose. Kavaliersdelikt. So rein gefühlsmässig. Hü, geht die Mütze nach rechts und ich husche vorbei. Phänomenal.
Ich denke, als Elsässer darf man noch so vieles mehr als als Schweizer. Ausser in der Schweiz inkorrekt parken. Wehe ein Millimeter Rad steht ausserhalb des Parkfeldes. Das wird von den Baslern gar nicht goutiert. Entweder ruft einE BewohnerIn die Polizei oder es klingelt der Polizei selbst in den Ohren. Der Zettel an der Windschutzscheibe ist garantiert. Ich warte schon auf den ersten Anschiss, wegen meinem „ausländischen“ Kennzeichen. Die Person bekommt‘s dann aber auf reinrassigem Baseldytsch zu hören.
Zugehörigkeit und Herkunft ist schon ein interessantes Thema. Die Koketterie mit dem anders sein hat manchmal auch seine Grenzen. Fremd sein und trotzdem dazugehören - im Gegensatz zu - dazugehören, aber fremd sein. (Schon nur das Komma ist vielsagend.)
Ich habe mich auch schon oft gefragt, ob es den schweizer und französischen Zollbeamten untersagt ist, miteinander zu plaudern und freundlich zu sein. Da ist immer so eine Griesgram-Stimmung. Aber stellen wir uns vor, sie würden miteinander Freundschaft schliessen, da würden sie bald zum z’Nüni gemeinsam greyerzer Käse mit Baguette essen, über Mittag eine Mehlsuppe mit ‚Emmental français‘ löffeln und zur Verdauung zwischen den Barrieren Pétanque spielen. Abends eine Côte de boeuf mit Rösti teilen und eine Runde jassen, anstatt zu kontrollieren. Wir würden dann wie die Hühner über die Grenze hin und her gackern mit Unmengen von Gütern und Köstlichkeiten. Um vom Corona ganz zu schweigen!
Da würde der Macroleon bald auf die Pauke hauen, und die Damen des Bundesrats die Trillerpfeife blasen. Rien ne va plus!