Maifreuden

Der Monat Mai war schon immer mein Lieblingsmonat. Also erstens ist da so richtig Frühling, es spriessen die Blättlein, die Rosen beginnen zu blühen, die Vögelein zwitschern ihre Liebeslieder, die Schwalben und Mauersegler fliegen ihre Kurven am Himmel, die Eisheiligen ziehen Leine, die Nächte sind bedeutend kürzer, die Menschen kommen zu ihren Löchern hinaus und lächeln, zu Coronazeiten kehrt das Leben zurück und ganz wichtig, nicht für das Weltgeschehen, aber für mich: Ich wurde geboren. Cogito ergo sum.

Dieses Jahr war der Monat Mai für mich ganz speziell. Denn nach dem monatelangen Eingesperrtsein, der Einsamkeitskrise und der Trostlosigkeit ging plötzlich alles Hals über Kopf, rätsch bumm, ich weiss bald nicht mehr wo oben und unten ist. Ich frage mich sogar, ob ich das wohl nur alles träume. Von ‚keinen Aussichten‘ zu ‚alles ist möglich und noch mehr‘. Überschüttet mit Reisen, Rösslikursen, Freundschaft und Liebe durchlebe ich diesen Monat im Sauseschritt und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Selbst Serafino hat sich innerhalb dieses Monats vom struppigen Teenager-Punk zur stahlgrauen Dandy entpuppt, aber so was von HolladieWaldfee. 

Im Monat Mai kommt bei mir die Vorfreude auf den Sommer so richtig auf Touren. Die Aussicht auf Bikini am Rhein, Sommerröckli, Sandalen und lackierte Zehennägel. Dieses Jahr klebt mir einfach noch die dreifache Ration Weihnachtsspeck um die Hüften, und vor lauter Holdrio, weil Frühling ist, weil jetzt alle Restaurants öffnen, weil man sich auch sonst wieder zu mehreren treffen darf und somit Einladungen und Apéros reinschneien wie noch nie, muss ich wohl meine Abspeckkur gleich auf übernächste Woche verschieben, vielleicht dieses Jahr eventuell sogar ‚ad acta‘ legen. Ich bin psychologisch schon soweit, meine Pirellis diesen Sommer mit Stolz das Rheinbord auf und ab zu tragen und sie sozusagen als Stigma des Coronazeit-Durchleidens zu präsentieren.

Jetzt fällt mir ein, dass man im Monat Mai ja die Steuern bezahlen muss. Dank Corona habe ich meinen Stutz diesen Winter nicht verreist und bin zum ersten (und letzten) Mal seit langem fähig, dem lieben Basel seine Steuern in voller Summe rechtzeitig zu bezahlen. Ist das nicht wunderbar?

Wenn sie soeben ein lautes „Judihui“ aus Richtung St. Louis hörten, das war ich! Mai sei Dank!