In der Zwischenzeit sind wir auf dem Segelboot und geniessen das blaue Meer, den Wind, das Schaukeln, die Sonnenuntergänge, den Mond, das Anker werfen oder Segel hissen. Es hat momentan gut Wind, was soviel heisst wie: Ökologisch vorwärts kommen. Dafür gibt’s keinen Strom für den Kühlschrank (da der Motor den Kühlschrank kühlt), was soviel heisst wie; warmes Bier und warmer Prosecco. Nun, mit dementsprechendem Budget hätte man schon ein Schiff mit grosser Batterie und laufendem Frigo. Nur wäre dann auch eher Champagner drin. Und wenn man ein ganz grosses Sparsäuli im Büchergestell stehen hätte, könnte man sich auch ein noch grösseres Segelschiff mieten oder kaufen, mit Angestellten und allem Luxus, um damit hier zwischen Sardinien und Korsika rumzukurven und zu protzen. Von denen mit dem grossen Sparsäuli hat es viele hier. Hier kurvt die Creme de la Creme um die Inseln. Natürlich sehr oft mit Motorboot. Anziehungspunkt ist hier Porto Cervo, das Saint Tropez Sardiniens. Um zu wissen, wem die Yachten gehören, reicht es oft, deren Namen einzugeben. Und um zu zeigen, dass man auf der Yacht ist, reicht es, der Yacht einen Namen zu geben. Oder:
Gestern ankerten wir zum Lunch in einer Bucht neben einem wunderschönen Segelboot mit unter anderen einer Paul Klee Flagge. Nun, warum eine Kunst Flagge? Diese Person (sicher ein Mann…) will erkannt werden. Name des Bootes in den Google rein: Renzo Piano. Aha. Dummerweise, haben wir erst beim Anker lichten nachgegoogelt. Sonst hätten wir ihn zum Taboulé und zum warmen Prosecco einladen und ein Schwätzchen halten können.
Nun, vielleicht auch nicht, denn wir segeln hier zu acht im Sechserböötli. Gemüüütlich. Wieder einmal hat die Charterfirma das uns zugesprochene Boot jemandem andern und uns ein „grösseres“, die Frage war wo, und ein langsameres gegeben. Zum Frust unseres Skippers. Jänu. Wir sind zum Glück weder zum Angeben noch zum Regatte Segeln hier.
Was man da so macht? „Cazza la scotta, Chanti!“ „Molla la randa, Eric!“ „butta la ancora, Marta“ „Mettiamo il fiocco“. Was soviel heisst, wie an den Seilen ziehen oder eben nicht, und Knöpfe drücken, um die Segel in Position zu bringen oder zu ankern. Und sonst? : Rumliegen, schlafen, lesen, schwatzen, diskutieren, Karten spielen, malen und zeichnen, aufs Meer schauen, die Küste bestaunen, Vögel beobachten, Schiffe beäugen. Dann natürlich auch vom Boot springen, baden, schwimmen und schnorcheln, mit dem Dingi, (dem Beiboot) rumtuckern und an Land gehen. Kochen, fein essen und trinken und glücklich sein.
Den Supermoon haben wir auch bestaunt, nach einem grandiosen Sonnenuntergang. Nur meine Aquarelle sind an diesem Abend ein bisschen abverreckt, da die erste Schicht nicht trocknen wollte, und die zweite das Blatt eroberte . Das sieht dann immer so toll aus auf Instagram, wie die da Schicht über Schicht pinseln. Nur bei mir schrie das Meer zum Himmel und die Sonne verlief wahrhaftig ins Meer. Und mir war zum Heulen. Am nächsten Morgen habe ich die Bilder ein bisschen gerettet, zwar sind die Segelschiffe jetzt ein bisschen verzogen, aber was soll’s. Hauptsache man kann den Himmel vom Meer unterscheiden.
Ja, und weil’s hier in der Schlafkabine relativ heiss ist, gibt’s oft einen Abkühlungsschwumm nachts im Mondschein, und dann belohnt einem der fluoreszierende Plankton. Heute als Unterwasser-Feuerwerk für die Grande Nation.
Was will man mehr?