So sitze ich mal zur Abwechslung nicht auf dem Sofa, sondern im Liegestuhl und auch nicht in St Louis Plage, sondern am Meer in der Toskana. Einfach nur herrlich. Das Meer tobt, die Wellen schlagen auf die Felsen. Der Wind kräuselt die Oberfläche des Wassers und bläst die Spritzer Richtung Land.
Serafino ist jetzt sicher zufrieden am Grasen im Regen. Zum Dandy herangewachsen ist er definitiv aus der Punky-Flegel-Phase raus, und darum meinte ich letzte Woche, es sei Zeit, das Gschpürschmifühlschmi-Programm wieder aufzunehmen. Ein Lämmlein! Und dazu noch in Balance. So band ich ihm die letzen Tage die sogenannte ‚Denkmütze‘ um, den ‚Bauchhheber’ die Ganzkörper-Bandage. Wir schwebten gemeinsam über das Gras und die Wege, ich vor Glückseligkeit, er vor Wohlgefühl und sicher auch noch vor Verwirrung über seine farbigen Bändern mit Schleifen zusammen gebunden. Hätte er sich im Spiegel gesehen, hätte er mir die Freundschaft gekündigt. Er sah aus wie der Osterhase. Zudem hatte ich noch die Idee, gleichzeitig ein aus Kolumbien eingeflogenes Zaumzeug auszuprobieren. Der arme Tropf liess alles mit sich gefallen und sah dann aber eher aus wie eine bandagierte Vogelscheuche. Das fand dann selbst ich nicht mehr so lustig, zudem das Zaumzeug viel zu klein war. So gönne ich ihm jetzt ein bisschen Erholung, um sein Selbstbewusstsein wieder ein wenig aufmöbeln. Denn selbst ich möchte ein stolzes Dandy-Pferd und nicht ein Osterhasen-Lappi.
Doch zurück nach Bella Italia. Die Fahrt hierhin war ja unglaublich. Kein Schwein am Gotthard und in Chiasso, und ab 20h die Autobahn ausgestorben. Fussball-Finale sei Dank! Da, wie auch die Zöllner, sicher jeder Carabinieri vor der Glotze hockte, konnten wir ein bisschen Gutzi geben und waren gerade beim letzten Tor in Firenze angekommen. Schon ging das Gejubel los. Endlich konnten die Italos sich die Seele aushupen und den Giro mit den schwingenden Fahnen beginnen. Mein Zielort war zum Glück ausserhalb des Trubels und auch ohne Carabinieris.
Das lustige an dieser Reise war, dass sie innerhalb von 12 Stunden entschieden und der Ablauf mindestens ein Duzend Mal umgeändert wurde, noch während der Fahrt. Sowohl die Wahl der Verkehrsmittel wie auch die Destinationen. Genauso stehen auch meine weiteren Tage in den Sternen. Wohin des Weges? Zurück in den Regen? Ein bisschen Firenze? Toskana im Landesinneren? Weiter in den Süden?
Die Sterne werden mich weisen.