Der Kirchturm schlägt Mitternacht. Hab’s gerade noch nach Hause geschafft. Das « reconfinement » beginnt in Frankreich. Jetzt darf man wieder nur noch raus mit ausgefülltem Zettel, einen Kilometer ums Haus oder zur Arbeit, und die Kinder zur Schule. Absolut keinen privaten Besuch erlaubt, nur im allerhöchsten Notfall Familienangehörige. Ist das nicht krass?
Ich war noch bei Freunden ein paar Dörfer weiter im Elsass zum Abendessen. Wie lange wir uns wohl danach nicht mehr sehen dürfen?
Tränen haben sie geweint, als die Nachricht kam, sie würden wieder eingesperrt. Die Musikschulen in Frankreich müssen die Tore leider auch schliessen. Also sitzen sie wieder komplett zu Hause fest.
Nach dem Essen sassen wir ums Feuerchen, feierten Freundschaft und genossen das Beisammensein. Herrlich ist es, sich mit Blick in die Flammen zu unterhalten. Es ist wie fernsehen, nur noch besser. Ein bewegtes, sich dauernd veränderndes, beruhigendes Bild mit höchst interessanter Handlung.
Danach fuhr ich beruhigt und selig nach Hause. Unterwegs sah ich die Leute aus den Restaurants kommen, welche morgen auch die Tore schliessen müssen. Menschen auf den Parkplätzen stehend, den letzten Schwatz vor dem Lockdown haltend. Der Fahrer im Auto vor mir hat jeden Passanten angehupt und ihm zugewinkt. Sein letztes „au revoir“?
Interessanterweise bin ich immer noch ruhig und selig im Bettchen, mein Herz vom Feuerchen und der Freundschaft gewärmt, und habe irgendwie das Gefühl, ich lebe im falschen Film.