Textitis

Da sitze oder liege ich täglich ein paar halbe oder ganze Stunden und tippe meine Gedanken in mein iPhone.

Es wäre ein bisschen poetischer, ich würde es auf Papier kritzeln. Und durchstreichen. Und neu schreiben. Am besten mit Füller. Oder mich an die Schreibmaschine setzen. Tak taktak tak zzzzzzzz tak taktaktaktak tak (das ist für Odies, ja, ich gehöre auch schon dazu, welche die Schreibmaschinengeräusche kannten).

Aber schon nur beim Gedanken, ich müsste jetzt aufsitzen, ein Büchlein aufmachen, den Stift in die Hand nehmen und einigermassen leserlich zu schreiben beginnen, überkommt mich eine Müdigkeit sondergleichen. Oder an die Schreibmaschine sitzen, noch schlimmer. Brr, da müsste ich ja jetzt ganz aus dem Bett steigen.

Nein, ich döggele meine Texte in das Notizen-App. Da kann man das geschriebene ausschneiden, schieben, einsetzen, löschen, korrigieren was das Zeugs hält und es sieht am Schluss picobello aus. Massgeschneidert. Keiner merkt, wieviel da rumgebastelt wurde und wieviele Stunden ich verbracht habe, bis der Text sitzt.
Zudem kann man in jeder Position schreiben, an jedem Ort. Es kann dunkel sein oder hell.

Ich sitze so viel an oder besser gesagt mit meinem Handy, dass sich wohl bei mir schon jetzt erste körperliche Deformationen abzeichnen. Ich bin sicher nicht die einzige. Das wird wahrscheinlich in ein zwei Jahrzehnten dafür extra einen medizinischen Fehlhaltungs-Fachausdruck geben. Smartphonation. Mobilitis. Handysfunktion. Nateliose. Oder eine Abkürzung MPD MobilePhoneDeformation. SPD SmartPhoneDisease.

Vielleicht wird mit der Evolution unser Körper wieder gebeugter wie zu Höhlenmenschenzeiten. Und der Zeigefinger lang wie der von E.T.

Aber langsam schlafen mir die Arme ein und das Sandmännchen kam auch schon ein paar Mal anklopfen. Handy aus und basta.