Heute war Sonntag und heute war Rösslitag. Und Frauentag zugleich. Denn es machten nur Frauen mit. Und es ging alles ganz achtsam von sich.
Die Methode, in welcher wir unterrichtet wurden, wurde von einer jetzt achtzig jährigen Frau erfunden. Da geht man ‚Noah’s langer Weg‘, braucht den Muschel- oder den Waschbärentouch, führt mit einer Lamaleine in der Manier des ‚eleganten Elefanten‘ oder des ‚anmutigen Gepards‘. Das Führen zu zweit nennt sich die Brieftaube. Die Rösslis kamen in diesem verbalen Zoo aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dann wurden sie noch mit farbigen Bändern einbandagiert, man hätte sie gerade unter den Tannenbaum stellen können. Oder dem Osterhasen zum Eili verteilen mitgeben.
Die meisten der wenigen Rössli-Männer in unseren Breitengraden finden das natürlich Humbug. So Weiber-Streichel-Schpürschmifühlschmi-Zeugs. Kein Action und kein Rumdirigieren.
Doch wir und die Rösslis kamen da völlig losgelöst, schwebend und geerdet zugleich aus der Halle raus und waren im Einklang mit dem ganzen Universum samt Corona.
Aber wer jetzt denkt, ich sässe momentan auf meinem Sofa zum Meditieren, hätte mich für morgen früh schon für eine Yoga- und eine Ji Gong Lektion angemeldet und auf die Warteliste eines Mindfulness-Seminar setzen lassen, muss ich entweder enttäuschen oder beruhigen.
Die Wurst mit Zwiebelringli und Hörnli sind in meinem und den Mägen meiner inneren Schweinehunde am Verdauen. Alles was ich hätte erledigen sollen, habe ich nicht erledigt und zufrieden denke ich an den gestrigen Abend zurück, wo wir Freundinnen uns endlich mal wieder so richtig unsere Meinung um die Ohren schrieen, dass der einzige Mann an Bord fluchtartig das Schiff für eine Stunde verliess, bis wir unsere Argumente ausgebrüllt hatten und mit roten Köpfen und erstaunlich guter Laune das Thema wechselten.
Ommmmmm