Gestern habe ich gegen Abend mein inneres Schweinehunderudel überwunden, eher bezwungen, würde ich behaupten, mich vom Sofa aufgekratzt, aus meinem Pyjama geschält, anständige Kleider angezogen, sogar ein bisschen geschminkt, denn der Spiegelblick war gespensterhaft, mich in den Lammfellmantel und den dicken Schal gewickelt und in die bittere Kälte gewagt. Wo die Füchse und die Hasen sich gute Nacht sagen, wenn es dann soweit ist. Erstaunlicherweise gingen meine Beine wie von selbst, als ob sie meinem Oberkörper davonrennen wollten. Sie müssen jetzt auch 4 kg weniger tragen. War es wohl dies? (Ja, die Diät hat gefruchtet.)
Nun, unterwegs sah ich weder Füchse noch Hasen, aber einige Rehe. Obgleich ich mit meinem lehmfarbenen Mantel wohl mehr im Modus ‚Camouflage‘ unterwegs war, waren die Rehe eher geneigt, mich mit einem verblichenen Grizzlybären zu verwechseln, als mit einem Stück beweglicher Landschaft. Selber Schuld. Ich schaffte es gerade noch, mich vor Dunkelheit zurück in Richtung Zivilisation zu spazieren.
Zum Glück hat mich der Mann an meiner Seite nach Bekanntgabe meines positiven Resultats gleich zu sich heim genommen, damit ich die Quarantäne nicht alleine zu Hause durchlangweilen muss, sondern mit seiner, auch in Quarantäne steckenden Jungmannschaft. Das ist für sie ja langsam ein Dauerzustand. Wenn es nicht auf Grund eines Kontaktes mit einem Klassenkameraden ist, dann weil sie per Zufall neben jemandem in der Mensa hockten, oder weil sie selber, ohne Symptome, Covid haben. Der Unterricht an der Schule geht weiter, obwohl die halbe Klasse fehlt, sie langweilen sich zu Hause, denn irgendwann sind die Bücher ausgelesen, das Papier durchgemalt. Sie sind sozial abgeschieden, ausser sie hängen am Handy oder an sonst einem Aparätchen. Netflix läuft heiss, gegamed wird auch bis es ihnen selber aushängt. Einzig eine kleine Velo- oder Joggingtour übers Feld lüftet ein bisschen ihren Kopf. Zum Glück hat es Felder hier. Was machen die Abermillionen Kinder und Jugendliche in den Städten? Und das jetzt schon zwei Jahre?
So geht unsere Jugend und somit unsere Zukunft vor den Hund, dank des Tunnelblicks unserer Gesellschaft. Ja, denn es sind nicht die bösen Politiker. Denen hat sogar in der Schweiz das Volk grünes Licht für all diesen Unfug per Abstimmung erteilt. Es ist die Mehrheit der Menschen, welche langsam aber sicher alles mit sich machen lässt und brav diesen ganzen Schwachsinn, ich kann es nicht anders sagen, noch an ihren eigenen Kindern ausprobieren lässt, anstatt mal endlich auf den Tisch zu klopfen und sich zu wehren. Lieber montieren sie ihren Kindern Masken, anstatt auf die Strasse zu gehen und für das Recht auf frische Luft für ihre Kinder zu demonstrieren. Und soviel zu „Gesundheit“!
Ich mache mir mal den nächsten Cappuccino zur Beruhigung und sage nur: Liebe Eltern, wachet auf !