Polizei

Mit der Polizei hatte ich es nie so wirklich am Hut. Mit „Fuck the Police“ von NWA aus meinem Zimmer dröhnend, mussten sich meine Eltern schon in meinen frühen Teenagerjahren abfinden. 

Meine Velos waren bis nach meinem Diplom höchstens mit einer einzigen funktionierenden Bremse, wenn überhaupt, und meist ohne Licht versehen. Oft war noch jemand auf dem Gepäckträger mit dabei. somit hatten wir vier Füsse zum Bremsen.  Mei, stand die Polizei um die Eck. 

Bei unbewilligten Demos oder Räumungen von besetzten Gebäuden partizipierend mussten wir vom Tränengas und von Gummischrot flüchten. Ein solches Teil zierte als später Teenie an einer Halskette mein Décolleté.

Und bis heute muss immer wieder ein Geburtstagsfest wegen zu lauter Musik mit einem Polizeigruss abgebrochen werden. 

Aber jetzt kommt das grösste Polizei-Übel: Parkbussen. Die gibt es nicht mehr nur in Züri. Denn jedes schweizer Dörfli meint ja heutzutage grossstädtisch unterwegs sein zu müssen und ihre Massen an nie benutzten Parkfeldern in blaue Zonen umzuwandeln oder noch ichsagsjetztnicht-ischer: Mit luxuriösen Parkingmetern zu versehen. Es könnte sich ja mal ein Städter oder ein Ausländer ins Dorf verirren und das Auto dort länger stehen lassen.
Wir Lehrer und der Besuch der Dorfbewohner sind dann die gelackmeierten. 

In einem der Dörfer in welchem ich unterrichte, gibt es seitdem ein heimlicher Turnus im 2 Stundentakt unter uns Lehrern zum Park-Automaten drücken.
Im anderen Dorf bekamen wir netterweise Parkkarten zum unbegrenzten Parkieren vor der Musikschule. Doch man sei auf der Hut: diese Karte darf man ja nicht vergessen gut sichtbar hinter die Windschutzscheibe zu legen, ansonsten kann es passieren, dass die Polizei vom Städtli mal ein Überland -Fährtli macht mit seinem Bussenblöckli und oh wei, ein solches Zetteli mir unter dem Scheibenwischer klebt. Wie heute. Zum Glück sah ich das Polizlischtli gleich noch vom Unterrichtszimmer aus, bin im Tempo eines gehetzten Waldaffens zuerst zum Auto, habe den Bussenzettel und die Parkkarte geschnappt, und dann dem Herren in Uniform hinterher gerannt.
«Herr Polizist ! » habe ich gerufen, seinen Namen wusste ich ja nicht, und er hat sich umgedreht. 

Und wissen sie was. Jetzt kommt der Doppel-Clous: Erstens hat er mir die Busse erlassen und zweitens hat er voller Ernstes gemeint: «Die heutige Jugend» !!!

Heimatstüdeli. 

Hoch lebe die Polizei !